Rückblick auf die Goldpreis-Entwicklung 2024
Die Goldpreis-Entwicklung in diesem Jahr überraschte selbst Experten. Nicht etwa, weil sich Gold generell verteuerte, sondern weil es in ungewohntem Tempo und in beachtlicher Konstanz nach oben ging. Bis Ende Oktober bescherte uns der Goldpreis erstaunliche 45 Rekordtage. Bis dahin war im Jahresverlauf ein Kursplus von mehr als 30 Prozent aufgelaufen.
Was ist in den vergangenen Monaten geschehen?
- Immer mehr Staaten, insbesondere jene die der BRICS-Staatengemeinschaft nahestehen, reduzierten ihre Abhängigkeit vom US-Dollars als Reservewährung (De-dollarisierung).
- Das führte zu einer großen staatlichen Goldnachfrage in Form weltweit steigender Goldreserven.
- Die US-Inflation ist zwar nach der Hochphase im Jahr 2022 deutlich gesunken (2,7 % im November 2024), sie blieb aber über dem von den Zentralbanken anvisierten Niveau.
- Gleichzeitig endete im Sommer 2023 der Zyklus steigender Leitzinsen und die Fed senkte im September 2024 erstmals seit 2020 wieder die Zinsen.
- Auch die zunehmenden geopolitischen Spannungen, vor allem mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und dem eskalierten Nahostkonflikt förderten den finanziellen Absicherungsbedarf, auch unter staatlichen Entitäten.
Kurz: Ein geschwächter US-Dollar, die Aussicht auf sinkende Zinsen und eine ausgeprägte staatliche Goldnachfrage bildeten in diesem Jahr die Basis für den Goldpreis-Anstieg. Allerdings sorgte ein Aspekt für die besondere Kursdynamik.
Goldpreis-Faktor China
Vor allem das erste Halbjahr war geprägt von einer ungewöhnlich hohen chinesischen Goldnachfrage und einer massiven physischen Goldwanderung nach China. Gold wurde tonnenweise von westlichen Handelsplätzen abgezogen und nach Shanghai verkauft.
Dokumentiert sind die erheblichen chinesischer Goldlieferungen über das Golddrehkreuz Schweiz, deren Raffinerien bis zu zwei Drittel der weltweiten Nachfrage nach verarbeitetem Gold bedient. Alleine von Januar bis Mai gelangten auf dieser Strecke 276 Tonnen Gold nach China.
Auslöser für die großen Transfers waren vor allem dortige Goldpreis-Aufschläge von bis zu 100 US-Dollar auf den internationalen Goldkurs. Das heißt, es war für westliche Goldhändler (Banken) attraktiv am heimischen Markt zu kaufen, um sie mit Gewinn in China zu verkaufen.
Und dieser Aspekt kann auch für die Goldpreis-Entwicklung im kommenden Jahr relevant sein, sollte sich die Systematik wiederholen.
Ausblick & Prognose 2025
Welche Faktoren können die Goldpreis-Entwicklung im kommenden Jahr noch entscheidend prägen? Kommen wir zu den wichtigsten fundamentalen Rahmenbedingungen für Gold.
US-Dollar
Schwacher US-Dollar, bedeutet starkes Gold – und umgekehrt. Steigende Zinsen in einem Land können eine Währung im Wettbewerb vorübergehend aufwerten – und umgekehrt. Das ist erkennbar an entsprechenden Wechselkursbewegungen, z.B. Euro-Dollar-Kurs.
Allerdings sehen wir seit Jahrzehnten die systematische Verwässerung der Kaufkraft von Dollar, Euro und Co. durch steigende Verschuldung und Inflationierung. Am Ende wertet alles Geld gegen Gold ab, was sich in einem kontinuierlich steigenden Goldpreis ausdrückt.
Was kann den Dollar kurzfristig stärker? Substanzielles Wirtschaftswachstum und stagnierende oder wieder ansteigenden Zinsen beispielsweise. Aber auch in einer ernsten Krise kann die Nachfrage nach Dollar kurzfristig steigen.
Was kann den Dollar allgemein schwächen? Sinkende Zinsen und oder eine Rezession beispielsweise. Oder weltpolitisch: Die zunehmende Abkehr großer Volkswirtschaften oder Staatenverbände vom Dollar als Handels- und Reservewährung, etwa wie wir es bei den BRICS-Staaten sehen.
Kurz: Alles was den US-Dollar 2025 vorübergehend stärkt, ist tendenziell schlecht für den Goldpreis und umgekehrt. Langfristig darf man eine Fortsetzung der Abwertung des Dollar gegenüber Gold zu erwarten.
Inflations- und Zinserwartungen
Die Zentralbanken stecken in einer Zwickmühle, sollte die Inflation hoch bleiben (in den USA z.B. über 3 %) und die Wirtschaft nicht richtig in Schwung kommen. Stichwort: Stagflation. Derweil erwarten viele Marktteilnehmer vom neuen Präsidenten Donald Trump ein kleines US-Wirtschaftswunder. Man darf davon ausgehen, dass Trump auch in seiner zweiten Amtsperiode Druck auf die US-Notenbank ausüben wird.
Er braucht günstige geldpolitische Bedingungen – im Zweifel auf Kosten höherer Inflationsraten. Denn niedrige Zinsen sind erforderlich, um Investitionen zu fördern und die Schuldenaufnahme tragbar zu machen. Neuinvestitionen in fossile Energieträger, wie Trump sie gerne sehen würde, könnten die Energiepreise dämpfen – natürlich zu Lasten der Umwelt.
Kurz: Niedrige Zinsen, steigende Schulden, bleibende Inflation: das sind Aspekte die mittel- und langfristig für einen steigenden Goldpreis sprechen.
Für Januar wird zunächst kein weiterer Zinsschritt erwartet. Die weitere wirtschaftliche Entwicklung muss zeigen, wo die Reise im kommenden Jahr hingeht.
Geopolitische Spannungen und Krisen
Geopolitische Spannungen und Kriege, wie in der Ukraine und im Nahen Osten, zwischen den USA und China (Taiwan) sorgen immer wieder für Unsicherheiten an den Märkten. Solche Krisen und deren Eskalation wirken sich in der Regel nur kurzfristig direkt auf den Goldpreis aus. Allerdings gibt es immer mittel- und langfristige Effekte. Dies äußerte sich in einer stärkeren nationalen Goldnachfrage, oft steigenden Energiepreisen, höherer Schuldenaufnahme und damit auch auf die Inflation aus.
Auf der anderen Seite kann es den Goldpreis kurzfristig belasten, sollte sich ein Ende des Krieges in der Ukraine abzeichnen. Denn Investoren könnten ihre Risikoneigung erhöhen und Geld aus defensiven Werte wie Gold abziehen.
Kurz: Eine De-Eskalation geopolitischer Krisen wie Trump sie anstrebt, kann Investitionen fördern, Unsicherheiten aus den Märkten nehmen, die Energiepreise dämpfen und sich günstig auf den Welthandel auswirken. Der Goldpreis könnte in diesem Umfeld vorübergehend unter Druck geraten.
Private Goldnachfrage
Gold wird nur nicht in schlechten Zeiten gekauft, sondern auch denn, wenn es den Menschen besonders gut geht. Dieser Aspekt trifft vor allem auf die indische Goldnachfrage zu. Jahrzehntelang bildete diese physische Goldnachfrage einen bedeutenden Goldpreis-Faktor.
Allerdings war dieser Einfluss in den vergangenen Jahren rückläufig, auch mit dem Aufkommen der Goldderivate. Zudem hängt die Kaufkraft auf dem indischen Goldmarkt wesentlich von den Erträgen der Landwirtschaft ab. Man schätzt, dass rund 60 Prozent der indischen Goldnachfrage von Farmern ausgeht, die mit Gold ihr Einkommen absichern. In der Türkei gibt es ein ähnliches Sparverhalten, im Bewusstsein der traditionell hohen türkischen Inflation.
Kurz: Steigender Wohlstand in den Schwellenländern fördert auch die dortige, physische Nachfrage. Dies kann bei der Suche nach Faktoren für einen stark steigenden Goldpreis aber als untergeordneter Aspekt angesehen werden.
Im Auge behalten: Zum Beispiel die Zahlen zu den indischen Goldimporten, die monatlich auch in den Schweizer Exportzahlen dokumentiert sind. Schließlich bedienen die Eidgenossen bis zu zwei Drittel der weltweiten Nachfrage nach verarbeitetem Gold.
China und die Schwellenländer
Wie im Rückblick bereits dargelegt, war die Goldnachfrage Chinas ein wesentlicher Faktor für den starken Goldpreis-Anstieg im Jahr 2024.
Abzuwarten ist, ob wir diese Impulse auch im kommenden Jahr erleben werden. Dabei muss man die Motive genauer betrachten. Warum fragt China verstärkt Gold nach. Hier die wichtigsten Faktoren, die auch in vielen Schwellenländern von Bedeutung sind:
- Diversifizierung der Währungsreserven: Durch den Ausbau der Goldreserven reduziert China seine Abhängigkeit vom US-Dollar und strebt eine stabilere und sicherere Reservebasis an.
- Stärkung der Landeswährung: Die Erhöhung der Goldreserven soll das Vertrauen in die Landeswährung stärken und deren internationale Nutzung fördern.
- Absicherung gegen geopolitische Risiken: In Zeiten globaler Spannungen bietet Gold einen sicheren Hafen, um wirtschaftliche und politische Unsicherheiten abzufedern.
- Schutz vor Inflation: Gold dient als Inflationsschutz und hilft, den Wert der nationalen Vermögenswerte zu bewahren.
- Währungsaspekt: Gold kann als (von den USA) unabhängige Handelswährung dienen oder als Basis zum Aufbau einer mit Gold gedeckten Währung.
Kurz: Die Goldpreis-Entwicklung im kommenden Jahr hängt auch davon ab, wie stark die chinesische Goldnachfrage gemäß der genannten Bedürfnisse ausfällt.
Im Auge behalten: Die Goldpreis-Aufschläge in Shanghai und die chinesischen Goldimporte.
Crash-Gefahr
Überraschungen sorgen an der Börse für die dynamischsten Kursbewegungen.
Die Rally an den Börsen war bis zuletzt auch von einem hohen Aufkommen an Finanzvermögen getrieben. Es floss viel spekulatives Geld in Aktien, die mit KI-Technologien in Verbindung stehen. Aber auch der Bitcoin-Kurs legte stark zu.
So spiegelte die positive Entwicklung an den Aktienmärkten nicht in erster Linie herausragende Konjunkturaussichten wider. Ein Großteil der Rally lässt sich auf das schiere Vorhandensein hoher Liquidität zurückführen, die sich ihren Weg im möglichst renditereiche Anlageformen suchte.
Vor allem nach der US-Wahl im November (Trump Trade) schalteten viele Investoren in den „Risk-off“-Modus.
Aber was geschieht, sollten sich die Kursübertreibungen einmal in einer Korrektur auflösen, oder sogar in einem Crash?
Aus der Vergangenheit wissen wir, dass in einer Marktpanik oft sichere Häfen gesucht sind. In einer ersten Crashwelle waren aber häufig zunächst US-Dollar gefragt. Denn Cash ist in dieser Phase „King“. Dagegen werden gut gelaufene Vermögenswerte im Run auf Liquidität abgestoßen. Erfahrungsgemäß kann auch Gold in einem solchen Umfeld unter die Räder kommen, etwa wie im Zuge der Weltfinanzkrise von 2008.
Der große Goldpreis-Anstieg kam dann mit Verzögerung, als Regierungen und Zentralbanken die Symptome der Krise mit praktisch unbegrenzter Liquidität und neuer Schuldenaufnahme bekämpfen mussten. Allerdings kann niemand ein solches Crash-Szenario minutiös vorhersehen – auch nicht den letztlichen Grund oder Auslöser einer Panik. Man sollte die Zusammenhänge aber stets im Hinterkopf behalten.
Zusammenfassung
Ein schwächerer Dollar, getrieben durch sinkende Zinsen oder Rezessionen, könnte den Goldpreis 2025 weiter stützen. Geopolitische Krisen und Unsicherheiten wirken langfristig oft preistreibend, während ein Rückgang solcher Spannungen den Preis dämpfen könnte.
Chinas Goldnachfrage und staatliche Goldkäufe bleiben ein wichtiger Faktor, die durch Währungsdiversifikation, Inflationsschutz und geopolitische Absicherung getrieben werden. Auch steigender Wohlstand in Schwellenländern kann neben dem Aspekt der privaten Vermögensabsicherung die private Goldnachfrage befeuern.
Ein Crash-Szenario könnte zunächst zu einem Dollaranstieg führen, bevor Gold von liquiditätsgetriebenen Maßnahmen profitiert. Langfristig dürfte die Abwertung von Währungen gegenüber Gold weitergehen.
Goldprognosen der Banken
Welche Kursentwicklung prognostizieren die Analysten der großen Investmentbanken?
Goldman Sachs erwartet einen Goldpreis-Anstieg auf 3.000 USD/Unze bis Ende 2025. Zinssenkungen der Federal Reserve könnten den Goldpreis um bis zu sieben Prozent steigen lassen. Die Abkehr vom US-Dollar zugunsten von Gold wird als langfristiger Trend bewertet.
Von der Schweizer UBS wird ein Anstieg des Goldpreises auf 2.900 USD/Unze prognostiziert. Zentralbanken könnten 900 Tonnen Gold kaufen, getrieben durch Entdollarisierung und geopolitische Unsicherheiten. Sinkende Zinsen und ein schwächerer US-Dollar können nach Meinung der Bank die Attraktivität von Gold weiter erhöhen.
Die Experten bei JP Morgan erwarten 2025 einen durchschnittlichen Goldpreis von 2.950 USD/Unze, mit Spitzenwerten von 3.000 USD. Treiber könnten nach Ansicht der Analysten die Trump-Politik, Inflation und sinkende Zinsen sein.
Die Bank of America prognostiziert einen durchschnittlichen Goldpreis von 2.750 USD/Unze für 2025, mit Spitzenwerten von 3.000 USD. Jedoch könnten Konsolidierungsphasen das erste Halbjahr prägen. Treiber seien geopolitische Unsicherheiten, hohe US-Schulden und Zentralbankkäufe.
Anlagestrategie 2025
Wer sein Vermögen langfristig absichern möchte oder sich noch im Vermögensaufbau befindet, sollte weiter regelmäßig und konsequent in physisches Gold investieren. Rücksetzer können zu Nachkäufen genutzt werden. Ein Goldanteil von 20 Prozent am liquiden Vermögen ist im aktuellen Umfeld eher eine defensive Empfehlung – 20 Prozent des Gesamtvermögens in Gold ist dagegen ein ordentliches Statement. Wer spekulativ investieren möchte, sollte Risiken im Blick behalten.
Wichtig ist aber auch eine breite Streuung des Vermögens. Man weiß nie was kommt. Also niemals alles Geld auf eine Karte setzen. So sind sie auch für das kommende Jahr gut aufgestellt. Wer spekulativ investieren möchte, sollte Risiken im Blick behalten.