Der Silberpreis und ein Plädoyer für Geduld und Strategie

Der Wiener Philharmoniker in Silber ist eine beliebte Silberanlagemünze // Bildnachweis: &Copy: eigenes Bild

Wenn Silber stürzt und das Depot blutet

„Ich hätte einfach das Sparbuch behalten sollen“, sagt mein Freund und starrt auf sein Handy. Wir sitzen im Garten, es ist Samstagvormittag und die Finanzmärkte kommen nach dem Zoll-Schock zur Ruhe. Eigentlich wollten wir nur einen Kaffee trinken und die Seele baumeln lassen, aber jetzt zeigt er mir das rot gefärbte Diagramm in seiner Depot-App. „1.700 Euro hab ich im Januar in einen ETF für meinen Sohn investiert. Jetzt sind noch 1.400 übrig. Wegen Trump und so.“

Er ist kein Einzelfall. Ob Aktienmarkt oder Edelmetalle – viele Privatanleger stehen derzeit vor der ersten richtig schmerzhaften Erfahrung in ihrer Investment-Karriere: Ein zweistelliger Verlust. Das tut weh. Vor allem, wenn man mit der besten Absicht investiert hat – für die Zukunft der Kinder, die Altersvorsorge oder das Gefühl, endlich etwas Vernünftiges mit dem Ersparten zu tun. Auf dem Sparbuch wird das Geld dank Mini-Zinsen durch die Inflation kontinuierlich entwertet. Nichtstun – das ist keine Alternative, wir lesen es inzwischen sogar bei Verbraucherschutz-Vereinen und in Deutschland kam zuletzt sogar die Idee einer Aktienrente in den öffentlichen Fokus.

Silber-Crash: Nur ein kurzfristiges Phänomen?

Besonders drastisch zeigt sich die Volatilität derzeit am Silbermarkt. Innerhalb von nur 14 Tagen ist der Silberpreis regelrecht eingebrochen: Von über 32 Euro je Feinunze ging es runter auf 26 Euro am 7. April. Ein Minus von fast 19 Prozent – das entspricht fast genau dem Wert, den mein Freund bei seinem ETF verloren hat.

Ein solcher Rückschlag verändert nicht nur den Silberpreis, sondern auch das Verhältnis zum „großen Bruder“ Gold. Denn durch den Preisverfall ist das sogenannte Gold-Silber-Ratio binnen weniger Tage von etwa 90 auf über 100 geschnellt – ein historischer Extremwert. Das bedeutet: Für eine Unze Gold bekommt man derzeit mehr als 100 Unzen Silber. Solche Relationen gab es in den letzten Jahrzehnten nur in absoluten Krisenzeiten.

 

Keine historischen Daten vorhanden

Was steckt dahinter? Das Gold-Silber-Ratio (engl. „Gold-Silver-Ratio“) ist eine Kennzahl, die das Preisverhältnis zwischen Gold und Silber abbildet. Konkret: Der aktuelle Goldpreis wird durch den Silberpreis geteilt. Je höher der Wert, desto „günstiger“ ist Silber im Verhältnis zu Gold – oder andersherum: desto stärker ist Silber im Vergleich zu Gold gefallen.

Ein Blick zurück zeigt, wie extrem sich dieses Verhältnis verändern kann:

  • 2011: Silberpreis-Hoch – Ratio bei rund 30
  • 2015: Ratio steigt auf über 75
  • 2020 (Corona-Schock): Kurzzeitig über 120
  • 2021: Rückkehr auf Werte um 65
  • 2024: Wieder Richtung 90
  • April 2025: Sprung über 100

Das Gold-Silber-Ratio ist kein exakter Taktgeber, aber ein guter Indikator für relative Bewertungen. Wenn das Ratio hoch ist, gilt Silber oft als unterbewertet – was manche Anleger zum Einstieg motiviert. Und in der Vergangenheit waren Extremwerte meist auch das Signal für eine Trendwende. Umgekehrt kann ein sehr niedriges Ratio auf eine Überhitzung hindeuten. Doch Vorsicht: Märkte sind keine Maschinen, und auch Extremwerte können lange Bestand haben.

In solchen Momenten ist ein langer Atem gefragt – und eine gute Strategie. Denn kurzfristige Rückschläge gehören zum Investieren dazu. Wer panisch verkauft, weil ein Depot im Minus steht, verpasst oft den nächsten Aufschwung. Historisch gesehen haben sich fast alle Anlageklassen nach Krisenphasen erholt – oft schneller, als man denkt.

Ein Schlüssel zum entspannten Investieren ist der sogenannte Cost-Average-Effekt. Wer regelmäßig – etwa monatlich – einen festen Betrag investiert, kauft automatisch mal zu hohen, mal zu niedrigen Preisen. Im Durchschnitt ergibt das einen soliden Einstiegskurs und glättet die emotionalen Achterbahnfahrten, die viele Anleger erleben. Gerade in Phasen fallender Kurse wird dieser Effekt besonders wertvoll. Und bei den Edelmetallen ist diese Strategie besonders unkompliziert umsetzbar, denn es gibt Stückelungen (also die verschiedenen Gewichtseinheiten, im Englischen als „fractionals“ bezeichnet) für jeden Geldbeutel.

Argor Heraeus | 250 Gramm | Silberbarren 321,40 

Zurück in den Garten meines Freundes: „Also einfach liegen lassen?“, fragt er. Ich nicke. „Oder sogar nachkaufen. Wenn du das langfristig machen willst, ist das jetzt kein Weltuntergang – sondern vielleicht sogar eine gute Gelegenheit.“ Er denkt kurz nach. Dann sagt er: „Vielleicht lege ich nächste Woche wieder 100 Euro rein.“

Das Wichtigste

  • Rückschläge gehören zum Investieren dazu – entscheidend ist der lange Atem.
  • Silber leitet stärker als Gold unter den Zoll-Plänen der Vereinigten Staaten
  • Das Gold-Silber-Ratio zeigt einen Extremwert.
  • Regelmäßige Investitionen helfen, Schwankungen zu nutzen statt ihnen auszuweichen.

Mein Fazit nach einigen schlaflosen Nächten wegen Trump und Co.: Wer langfristig Vermögen aufbauen will – sei es mit ETFs oder Edelmetallen – braucht Geduld, Disziplin und ein bisschen Mut in stürmischen Zeiten. Auch für den Sohn meines Freundes ist nicht der Kontostand im April 2025 entscheidend – sondern das, was in 10 oder 15 Jahren daraus wird. Und eines steht fest: In 15 Jahren ist die Zahl, die heute in sein Sparbuch gedruckt wird, nicht mehr viel wert.

Sie möchten Silber kaufen oder verkaufen?

Kommen Sie jetzt zu einem persönlichen, unverbindlichen und seriösen Beratungsgespräch in eine unserer Filialen in Wien oder besuchen Sie unseren Online-Shop.
Unsere Filialen
Silber im Online-Shop

Das könnte Sie auch interessieren

Neuigkeiten, Hintergrundinformationen und Aktuelles rund um die Themen Gold & Silber.

weitere beiträge