Die nächste Prägestätte macht dicht

Münzrohlinge // Bildnachweis: mit freundlicher Genehmigung © Münze Österreich / AndreasBalon

Ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Abschaffung des Bargeldes?

Am 28. August 2024 platzte eine „Breaking News“ in den gemütlichen Sommerurlaub vieler Münzensammler: Die Mint of Finland, die finnische Münzprägeanstalt, kündigte überraschend an, ihren Betrieb „freiwillig“ einzustellen. Der Aufsichtsrat des Unternehmens begründete diesen drastischen Schritt mit den „globalen Veränderungen im Zahlungsverkehr“ und den sich „verschlechternden Geschäftsaussichten“. Zwar wird die Mint of Finland noch bis zum Frühjahr 2025 ihre bestehenden Verträge erfüllen, doch neue Aufträge nimmt sie nicht mehr entgegen. Alle Mitarbeiter sollen nach Abschluss der laufenden Projekte entlassen werden.

Ist diese Entwicklung ein weiteres Indiz für die schwindende Bedeutung des Bargeldes in unserer zunehmend digitalen Gesellschaft? Bereits in den letzten Jahren war die Münzbranche erheblichen Veränderungen ausgesetzt:

  • Die Royal Mint of Belgium (Königliche Münze von Belgien) hat ihre Pforten am 1. Januar 2018 geschlossen. Die Entscheidung, die Prägeanstalt zu schließen, wurde von der belgischen Regierung im Zuge von Sparmaßnahmen getroffen. Seitdem prägt Belgien keine eigenen Münzen mehr; die Produktion wurde an externe Dienstleister vergeben.
  • Die private Pobjoy Mint aus Großbritannien, die neben Gedenkmünzen auch Investmentprodukte produzierte und bei Sammlern und Anlegern einen exzellenten Ruf genoss, hat ihr Geschäft bereits Ende 2023 eingestellt.
  • Die Royal Mint, die jahrzehntelang Umlaufmünzen für zahlreiche Länder geprägt hat, beendete im April 2024 die Vergabe neuer Aufträge für Drittländer.

Es scheint, als würden wir uns auf das Ende der Prägung von Umlaufmünzen zubewegen – in einer Welt, in der digitale Zahlungsmethoden immer beliebter werden, haben Münzen, insbesondere Kleingeld, offenbar an Bedeutung verloren.

Wie schnell es gehen kann, zeigt das Beispiel der finnischen Münzprägestätte. Schon im August 2023 gab es Anzeichen für die Probleme des Unternehmens: Damals wurde die Sammler-App „Coiniverse“ in ein eigenständiges Start-up ausgegliedert – ein Schritt, der zwar als Innovationsmaßnahme verkauft wurde, aber viele als Zeichen für eine Sparmaßnahme deuteten. Immerhin hatte die Mint of Finland das Projekt jahrelang mit Millionensummen für Entwicklung und Betrieb getragen. Anfang des Jahres 2024 gab es dann ein letztes Lebenszeichen aus Vantaa: Am 8. Januar 2024 verkündete die Mint of Finland, dass sie künftig auf die Produktion und den Verkauf von Umlaufmünzen konzentrieren wollte – doch diese Zuversicht hielt nicht lange.

Auch die Jahre zuvor waren nicht einfach für die Mint of Finland. Bereits 2019 verlor sie das Recht, ihre eigenen Sammlermünzen zu vertreiben. Stattdessen übernahm die Firma Nordic Moneta den Vertrieb der finnischen Sammler- und Gedenkmünzen. Dieser Verlust war ein harter Schlag für die Mint of Finland, die sich seitdem stärker auf Umlaufmünzen konzentrierte – ein Geschäftsbereich, der zunehmend schrumpft. Dies lässt sich auch an den Geschäftszahlen ablesen: 2019, 2020 und 2022 fuhr die Firma einen stetig wachsenden Jahresverlust ein.

Bargeldlose Zahlungsmethoden als Sargnagel der Prägestätten?

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Münzprägestätten unter dem Zeitgeist leiden. Bargeldlose Zahlungsmethoden sind „en vogue“, selbst für kleinste Beträge wird inzwischen lieber die Plastikkarte hingehalten als das passende Kleingeld herausgekramt. Digitale Zahlungen werden offensiv beworben, gleichzeitig wird der Zugang zu Bargeld erschwert – man denke nur an die Gebühren für Abhebungen vom eigenen Konto. Und nicht zuletzt durch die galoppierende Inflation verlieren vor allem die kleinen Nominale an alltäglicher Bedeutung.

Die Mint of Finland hat die Zeichen der Zeit offenbar nicht erkannt – und wohl einfach aufs falsche Pferd gesetzt. Während andere Münzstätten erfolgreich auf den lukrativen Markt der Sammlermünzen und Bullionmünzen umgestiegen sind, hielt das finnische Unternehmen an der Produktion von Umlaufmünzen fest – und konnte neben den wenigen finnischen Gedenkmünzen wohl nicht nachhaltig auf dem Markt für Gedenkmünzen für andere Länder tätig werden. Hier gibt es einfach zu viele Mitbewerber, zumal gerade in den letzten Jahren dynamische Player vor allem aus Osteuropa wie die „Bulmint“ auf den Markt drängen.

Hinzu kommt, dass insbesondere in Europa immer mehr Länder auf die kleinsten Münzen verzichten, die von den Prägestätten bislang in hohen Mengen und meist zu Preisen oberhalb des aufgeprägten Nennwertes produziert wurden: Finnland, die Niederlande, Irland, Italien, Belgien und die Slowakei haben bereits darauf verzichtet, 1- und 2-Cent-Münzen zu verwenden. Estland und Litauen haben kürzlich Rundungsregeln eingeführt, die es ermöglichen, auf diese kleinen Münzen zu verzichten. Dieser Trend weg vom Kleingeld könnte ein weiteres Zeichen dafür sein, dass das Ende des Bargeldes näher rückt.

Die Schließung der Mint of Finland ist daher nicht nur ein Symptom der Krise in der Münzbranche – sondern könnte auch ein weiteres Indiz für den schleichenden Abschied vom Bargeld sein. In einer Welt, die immer digitaler wird, scheint die Zeit der Münzen langsam, aber sicher abzulaufen – und immer mehr Prägemaschinen werden künftig stillgelegt.

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