Die unendliche Geschichte um die Differenzbesteuerung in Deutschland

Mit der Einschränkung der Differenzbesteuerung wird nicht nur der Handel erschwert, sondern auch die gesellschaftliche Akzeptanz von Edelmetallen untergraben. // Bildnachweis: Eigenes Bild

Wie man effektiv ein Sammelgebiet tötet

Stellen Sie sich vor, Sie sind Politiker und möchten den Handel mit Silbermünzen abschaffen – wie gehen Sie vor? Ein einfaches Verbot? Machen Sie sich auf Gegenwind gefasst! Doch es gibt charmante und diskrete Alternativen – beispielsweise die schrittweise Veränderung von Gesetzen oder die ständige Anpassung, um die Käufer von Silbermünzen zu verunsichern und zu nerven.

Genau diese Strategie hat offenbar die scheidende deutsche Bundesregierung gewählt. Ihr Werkzeug: Die Differenzbesteuerung – ein sperriger Begriff, der sich jedoch zum Lebenselixier für den Handel mit Silberanlagemünzen entwickelt hatte – war über Jahre ein legaler Weg, die Mehrwertsteuerlast zu senken und Silber zu Preisen anzubieten, die für Anleger und Sammler gleichermaßen attraktiv waren. Und darüber hinaus war die Differenzbesteuerung auch in anderen Bereichen des täglichen Handels etabliert, beispielsweise bei gebrauchten Mobiltelefonen.

Ein Verbot mit Hindernissen: Die Taktik der Bundesregierung

Die deutsche Bundesregierung hat mit dem Jahressteuergesetz 2024 (JStG) eine erneute Überraschung vorbereitet: Ein unscheinbarer Passus namens „Nichtanwendbarkeit der Differenzbesteuerung in bestimmten Fällen“ (§ 25a UStG) könnte den Handel mit Silberanlagemünzen in Deutschland vollständig in die Bedeutungslosigkeit befördern.

Bis vor einigen Jahren gab es noch kein Problem mit dem Verkauf von Bullion-Produkten: Silberanlagemünzen wie der Maple Leaf oder der Wiener Philharmoniker wurden einst mit einem ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent verkauft. Dann kam die Erhöhung auf 19 Prozent – und Händler entdeckten die völlig legale Möglichkeit, mittels der Differenzbesteuerung die Steuerlast für ihre Kunden zu lindern. Doch in Berlin schien das Silberglänzchen in den Augen des Fiskus zu sehr zu funkeln. Doch im Jahr 2022 wurde über Nacht eine Handlungsanweisung herausgegeben, die diese Regelung praktisch abschaffte. Die Branche protestierte, eine Schonfrist wurde gewährt – doch dann kam es zu einer Überraschung: Über Import-Umwege aus Nicht-EU-Staaten war die Differenzbesteuerung 2024 plötzlich wieder möglich. Doch diese Episode ist offenbar nun vorbei.

Der schleichende Niedergang des deutschen Silbermarktes

Der Effekt dieser Gesetzesänderungen ist eindeutig: Der Markt für Silberanlagemünzen ist in Deutschland praktisch zum Erliegen gekommen. Viele kleinere Händler haben sich bereits aus dem Geschäft zurückgezogen, während große Akteure versuchen, sich mit anderen Produkten über Wasser zu halten. Die Vielfalt, die diesen Markt einst auszeichnete, ist auf ein Minimum reduziert.

Doch was bedeutet das für die Kunden? Silber, das lange Zeit als „Gold des kleinen Mannes“ bezeichnet wurde, ist nun für viele Menschen unerschwinglich geworden. Die zusätzliche Steuerlast von bis zu 5 Euro pro Unze macht den Ankauf unattraktiv, insbesondere für Anleger mit begrenztem Budget. Viele wenden sich nun Alternativen wie Gold zu – wenn sie es sich denn leisten können.

Dabei war Silber nicht nur eine Wertanlage, sondern auch ein Einstieg in die Welt der Numismatik. Junge Sammler oder Menschen, die aus Neugier ihre erste Silberunze kauften, entdecken oft durch diese ersten Schritte die Faszination für Münzen. Diese Gruppe wird durch die neuen Regeln effektiv ausgeschlossen, was langfristig auch der gesamten Sammlerkultur schadet.

Ein Blick nach Österreich zeigt, dass die Situation dort noch entspannter ist. Die Differenzbesteuerung bleibt erlaubt, die Grenze für anonyme Edelmetallkäufe liegt bei 10.000 Euro und der Handel mit Silbermünzen floriert. Doch wie lange noch? Die Entwicklungen in Deutschland senden unheilvolle Signale in die Nachbarländer. Sollte die EU ähnliche Schritte einleiten, könnte dies das Ende des erschwinglichen Silberhandels in Europa bedeuten.

Silber Maple Leaf 1 Unze - differenzbesteuert
Maple Leaf | 1 Unze | Differenzbesteuert | Silbermünze 37,80 

Die Faszination des Verbotenen

Die eigentliche Tragik liegt in der Kurzsichtigkeit dieser Maßnahmen. Mit der Einschränkung der Differenzbesteuerung wird nicht nur der Handel erschwert, sondern auch die gesellschaftliche Akzeptanz von Edelmetallen untergraben. Dabei bieten Silber und Gold in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit eine wichtige Alternative für Anleger, die ihr Vermögen diversifizieren wollen. Und deshalb werden die Maßnahmen die Nachfrage nach Edelmetallen auf lange Sicht nur weiter verstärken – denn die Alternativen für sicherheitsorientierte Privatanleger sind dünn gesät.

Hoffnung im Ausland: Alternativen für Anleger

Was kann der einzelne Anleger tun? Zum einen lohnt sich ein genauer Blick auf die Entwicklungen in den Nachbarländern. In Österreich oder der Schweiz sind die Bedingungen nach wie vor vorteilhafter, und viele Händler bieten die Möglichkeit, ihre Produkte grenzüberschreitend zu erwerben. Zum anderen sollten Anleger gut überlegen, ob sie ihr Portfolio diversifizieren und alternative Investitionsmöglichkeiten nutzen.

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