Bargeld – bald nur mehr digital?

Bargeld – bald nur mehr digital? © Jonas Leupe / Unsplash

E-Euro als digitales Zentralbankgeld

Die Europäische Zentralbank denkt momentan laut über das weitere Vorgehen in Hinsicht auf einen digitalen Euro nach.  Das „papierlose Bargeld“ soll das Bargeld, wie wir es kennen, zukünftig ergänzen oder vielleicht ganz ablösen.

Wie steht es aktuell um das Bargeld?

Der russische Schriftsteller Dostojewski schrieb: „Bargeld ist geprägte Freiheit!“ Und tatsächlich, mit Bargeld lassen sich ohne die Beteiligung Dritter, ohne jegliche Überwachung und ohne andere Hilfsmittel oder Voraussetzungen unkompliziert Geschäfte abwickeln.

Dennoch scheint unser Bargeld seit Jahren auf der schwarzen Liste von Politik und Zentralbanken zu stehen. Im Zuge der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung sorgen etwa EU-Regulierungen dafür, dass die anonyme Verwendung von Bargeld immer weiter eingeschränkt wird. Erst Anfang 2021 kamen wieder neue Diskussionen auf Bargeldzahlungen innerhalb der EU im Allgemeinen auf eine Höhe von 10.000 Euro zu beschränken. In vielen EU- Ländern sind Bargeldgrenzen sogar längst Realität. In Frankreich und Portugal dürfen so etwa lediglich maximal 1.000 Euro bar und anonym den Besitzer wechseln.

E-Euro als staatlicher Bitcoin?

Bitcoin
Bildnachweis: Eigenes Werk

Digitales Geld ist natürlich keine neue Idee. Seit einigen Jahren machen Bitcoin und andere Kryptowährungen Schlagzeilen. Über das letzte Jahr hinweg stiegen Bedeutung und Kurse dieser virtuellen Währungen in unglaublichem Ausmaß.

Dazu investieren mittlerweile auch große Investoren, Fonds und Unternehmen in die digitalen Währungen und betrachten diese trotz der großen Schwankungen bereits als sicheres Asset.

Mit dem E-Euro scheint die EZB also auf diesen Siegeszug aufspringen zu wollen. Tatsächlich geht es aber nicht nur um ein „Aufspringen“, sondern vielmehr darum eine staatliche Kontrolle über diese neue Form des Geldes zu bekommen.

Neben Bitcoin, Ethereum und anderen Kryptos, drohen Staaten und Zentralbanken ihr Geldmonopol auch an die großen Tech-Konzerne zu verlieren. Die basteln ebenfalls schon an ihren eigenen Währungen. Facebook plant die Einführung seiner Währung „Diem“ (bis vor kurzem als „Libra“ bezeichnet) noch 2021.

Dass früher oder später staatlich ausgegebenes digitales Zentralbankgeld kommen wird, dürfte daher relativ sicher sein.

Ein zentraler Reiz von Kryptowährungen ist bisher aber ja genau der Punkt, dass es dabei keinerlei Banken oder sonstige Institutionen braucht, sondern Buchungen über ein Peer-to-Peer Netzwerk stattfinden. Und das völlig anonym.  Bei einem digitalen E-Euro wäre dies anders. Das Geld würde nicht in einem Netzwerk geschürft, sondern zentral von der EZB ausgegeben. Als Herausgeber hätte die Zentralbank dann wohl auch Einsicht auf alle getätigten Transaktionen. Ob so dieselbe Anonymität, wie bei „echter“ Barzahlung herrschen kann, darf zumindest bezweifelt werden.

Als zusätzliche Motivation für die Zentralbanken kann man natürlich auch die Kosten heranziehen. Denn die Herstellung und Bereitstellung großer Mengen Bargeld kostet auch einiges. Eine digitale Version käme hier wohl langfristig deutlich günstiger.

Was unterscheidet einen digitalen E-Euro von bargeldloser Bezahlung?

Der Zahlungsvorgang mit digitalem Bargeld an der Kassa soll sich im Ablauf nicht groß von der kontaktlosen Zahlung per Karte oder Mobile-Payment unterscheiden.

Jedoch wäre die Funktionsweise dahinter wohl deutlich anders. Statt für Buchungen auf den Bankkonten von Käufer und Verkäufer zu sorgen, wäre die Bezahlung viel direkter.

Das digitale Bargeld wäre ähnlich wie bei Kryptowährungen als „Token“ in einer virtuellen Brieftasche z.B. auf dem Smartphone gespeichert.  Beim Bezahlen würde dieser Token dann direkt von Gerät zu Gerät übertragen. Der „Umweg“ über die Bank fiele so weg.

Die Information, dass ein virtueller Euro seinen Besitzer gewechselt hat, würde vielmehr in einer Blockchain gespeichert.

Der Euro ist kein Wertspeicher

Ein Problem, das auch die Digitalisierung nicht lösen kann, ist das folgende:  Durch eine zentrale Ausgabe durch die EZB wäre die Geldmenge auch bei einem digitalen Euro schnell ausweitbar.
Lediglich die Geldschöpfung der Geschäftsbanken, die beim Giralgeld ein wichtiger Teil des Systems ist würde wegfallen. Anders als etwa bei Bitcoin – dessen maximale Anzahl fix vorgegeben – ist.

Zwar dürften auf digitales Bargeld – ganz so wie beim analogen Vorbild – wohl keine Negativzinsen entfallen, da es nicht auf Bankkonten liegt. Der generellen Inflationsgefahr entgeht der Euro, ob nun virtuell oder in Form von Papiergeld aber nicht.  Die Währung an sich wäre weiterhin Spielball nationaler bzw. europäischer Geldpolitik, die Gefahr der Geldentwertung kann damit auch die Digitalisierung des Euros nicht entschärfen.

Ausblick

Aktuell steht ein digitaler E-Euro noch am Beginn seiner Entwicklung. Wie eine solches digitales Zentralbankgeld schlussendlich konkret aussehen wird, bleibt daher noch offen.

Münzen und Scheine darf ein digitaler Euro nicht verdrängen. Denn nur echtes Bargeld hat keinerlei Schwellen im Gebrauch: Jeder, egal ob 95 Jahre oder 10 Jahre alt kann es nutzen, egal ob der Akku des Smartphones leer ist oder geladen, egal ob die Internetverbindung stabil ist, oder nicht…

Als Ergänzung kann digitales Bargeld im Alltag sinnvoll sein. Als Wertspeicher eignet es sich – genauso wie Bargeld im Allgemeinen – nicht.  Wer sein Vermögen langfristig bewahren möchte und vor Kaufkraftverlust schützen will, sollte einen guten Teil seiner Ersparnisse in Gold, Silber, Platin anlegen. Denn nur diese bewahren seit Jahrtausenden ihren Wert und überall und jederzeit akzeptiert.

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