Sieben Fehler, die Sie im Gold-Rausch vermeiden sollten

Der Goldpreis kennt nur eine Richtung: Nach oben! Kann das gutgehen? // Bildnachweis: © Eigenes Bild

Die ganze Welt liebt Gold und der Goldpreis legt eine Hausse hin, wie man sie lange nicht gesehen hat. Gibt es keinen Gegenwind für das gelbe Metall? Tatsächlich kann eine Trendumkehr jederzeit eintreten. Wir blicken auf die Gründe – und sagen, warum Sie trotzdem nicht auf Gold verzichten dürfen.

Der Goldpreis im neuen Allzeithoch // Bildnachweis: © Eigenes Bild

Gold hat es wieder getan: Das gelbe Metall hat mitten im Sommerloch ein neues Allzeithoch erreicht. Der Goldpreis kennt nur eine Richtung: Nach oben! Kann das gutgehen? Ja, doch die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie angreifbar die Edelmetalle sind. Deshalb müssen wir an dieser Stelle die Party für ein paar Augenblicke unterbrechen – und vor sieben Fehlern warnen, die Gold-Anleger in der gegenwärtigen Markt-Stimmung machen können.

1. Fehler: Auf die große Zinswende wetten

Wann immer Gold in den letzten Monaten ein neues Allzeithoch erreicht hat, waren die Analysten schnell mit ihren Begründungen: Die Hoffnung auf eine baldige Zinswende gilt als Hauptgrund für die neue Gold-Hausse. Doch steigt Gold mal eben von 2.000 US-Dollar auf 2.500 US-Dollar, nur weil die Welt darauf wartet, dass die US-Notenbank die hohen Leitzinsen um ein paar Schritte senkt?

Eines ist klar: Eine schnelle und starke Zinswende wird es nicht geben. Wenn überhaupt, wird die Fed in diesem Jahr einen symbolhaften Zinsschritt vollziehen. Dann stünden die Leitzinsen in den USA aber immer noch auf einem Niveau um fünf Prozent. Wo müsste bei der Logik, die derzeit propagiert wird, der Goldpreis stehen, wenn die Fed ihr Inflationsziel von zwei Prozent wieder erreicht?

Es ist nicht klug für Gold-Anleger, auf die große Zinswende zu wetten – einerseits, weil der erste Zinsschritt längst eingepreist ist. Andererseits, weil die Beziehung zwischen Zinssätzen und Goldpreisen komplex und oft unvorhersehbar ist. Zudem werden sowohl die Fed als auch die EZB weitere Zinssenkungen höchstwahrscheinlich langsamer als erwartet, was die Marktprognosen erschwert. Daher ist es für Gold-Anleger ratsam, eine diversifizierte Strategie zu verfolgen, anstatt sich auf eine spekulative Wette auf Zinssätze zu verlassen.

2. Fehler: Auf China wetten

Die chinesische Zentralbank hat in diesem Jahr die Märkte zuerst elektrisiert und dann in Schockstarre versetzt, als sie im Mai und Juni eine Pause eingelegt hat. Und auch wenn China die Dominanz des US-Dollars im globalen Finanzsystem schwächen will, so muss dies nicht zwangsläufig mithilfe von Gold erreicht werden.

Chinas Goldkaufpolitik ist von wirtschaftlichen, politischen und strategischen Überlegungen abhängig, die sich schnell ändern können. China kann sich von heute auf morgen entscheiden, seine Reserven in andere Vermögenswerte umzuschichten, was zu unerwarteten Preisschwankungen führen kann. Anleger, die ausschließlich auf Chinas Kaufverhalten setzen, riskieren daher, von kurzfristigen und spekulativen Marktentwicklungen überrascht zu werden, anstatt eine langfristig solide Anlagestrategie zu verfolgen.

3. Fehler: Auf Joe Biden wetten

Die jüngste Phase der Goldhausse fällt in die Zeit der Präsidentschaft von Joe Biden. Als er im Jahr 2021 das Amt übernahm, stand Gold bei rund 1.800 US-Dollar pro Feinunze – inzwischen steht Gold knapp unter 2.500 US-Dollar. Während der Präsidentschaft von Donald Trump ist Gold von 1.250 US-Dollar im Jahr 2017 bis 1.800 US-Dollar im Jahr 2021 gestiegen – ohne die Corona-Pandemie würde das Kurs-Plus in der Trump-Ära für Gold wohl noch niedriger ausfallen. Ist Biden also die bessere Wahl für Gold? Die „sichere Bank“, die der demokratische Kandidat in der Öffentlichkeit darzustellen versucht, ist jedoch nicht unbedingt die bessere Wahl. Biden hat während seiner ersten Amtszeit umfangreiche Konjunkturpakete und Infrastrukturinvestitionen angestoßen.

Eine Fortsetzung dieser expansiven Fiskalpolitik könnte die Nachfrage in der Wirtschaft ankurbeln und somit zu einem Anstieg der Inflation führen, wenn das Angebot nicht mithalten kann. Auch seine Politik zur Unterstützung des Arbeitsmarktes, wie Mindestlohnerhöhungen und Sozialprogramme, könnten zu höheren Löhnen führen. Während dies die Kaufkraft der Arbeitnehmer stärkt, könnte es auch zu Kostensteigerungen für Unternehmen und damit zu höherer Inflation führen.

4. Fehler: Auf Donald Trump wetten

Eine zweite Präsidentschaft von Donald Trump könnte laut Analysten die globale Inflation anheizen. Trumps „America-first“-Politik, geprägt durch hohe Zölle und niedrige Steuern, könnte erneut die Kosten weltweit in die Höhe treiben. Während seiner ersten Amtszeit führten diese Maßnahmen bereits zu Inflationstendenzen, doch angesichts der aktuellen hohen Inflation und der weiterhin bestehenden Inflationserwartungen könnte der Effekt noch stärker ausfallen.

Hohe Zölle erhöhen die Kosten importierter Waren, was inländischen Produzenten ermöglicht, ihre Preise zu steigern, und somit die Verbraucher belastet. Steuersenkungen könnten zudem den Konsum ankurbeln und dadurch die Preise für Waren und Dienstleistungen weiter in die Höhe treiben. Analysten warnen, dass diese inflationären Tendenzen nicht nur die USA, sondern auch Europa und Asien betreffen könnten, und Goldman Sachs prognostiziert einen Anstieg der Inflation um 0,1 Prozentpunkte in Europa. Trumps protektionistische Politik könnte somit zu einer globalen Teuerung führen und bestehende Lieferketten weiter unter Druck setzen.

5. Fehler: Auf die Papiergold-Märkte wetten

Die Papiergold-Märkte gelten als wichtiger Treiber für den Goldpreis. Doch können wir uns auf die Zocker verlassen? Immerhin geht es hier um Zertifikate, mit denen Spekulanten auf den Goldpreis wetten können, ohne dass tatsächlich physisches Gold hinterlegt ist. Zwar verzeichnen physisch besicherte Gold-ETFs seit Mai wieder Zuflüsse, gab es zuvor hohe Abflüsse. Inzwischen setzen große Spekulanten mit Verkaufsoptionen auf ein Nachlassen der physischen Goldnachfrage durch die Zentralbanken. Gegenwind von den Papiergold-Märkten könnte also (wie schon so oft) den Preis für physisches Gold in Mitleidenschaft ziehen.

6. Fehler: Auf die Weltwirtschaft wetten

Wie oft lesen wir in diesem Jahr von einer Erholung der Weltwirtschaft? Die große Hoffnung lastet darauf, dass die Volkswirtschaften in aller Welt die Corona-Pandemie, die Rekord-Inflation und andere Belastungen schnell und kraftvoll abstreifen. Doch die Wahrheit ist: Schon allein aufgrund der instabilen geopolitischen Lage steht die Weltwirtschaft weiterhin vor dem Abdriften in eine Rezession. Eine mögliche Eskalation im Nahen Osten wird den Ölpreis in neue Höhen katapultieren – und damit auch die Inflation. Die Spannungen in der Taiwan-Frage werden, selbst wenn ein großer Krieg ausbleibt, die Lieferketten belasten oder im schlimmsten Fall unterbrechen. Wenn in Folge von Turbulenzen in der Weltwirtschaft die Aktienmärkte unter Druck geraten, wird auch Gold in Mitleidenschaft gezogen.

7. Fehler: Auf die Weißmetalle wetten

Eine Rezession hätte allerdings noch stärkere Auswirkungen auf die Weißmetalle. Während für Gold die Aussichten bei den meisten Analysten positiv aussehen, fällt der Jubel bei Silber, Platin und Palladium auffällig leise aus. Der Aufwärtstrends bei Silber ist maximal unsicher, das hat der Kampf um die Marke von 30 US-Dollar gezeigt. Im Falle einer Rezession könnte die industrielle Nachfrage nach Silber und anderen Metallen stark einbrechen. Vor allem Platin und Palladium wären dann betroffen – beide Metalle sind weit von ihren Höchstständen entfernt.

Fazit: Den wichtigsten Fehler dürfen Sie auf keinen Fall machen!

Es gibt Grund zur Annahme, dass die Gold-Hausse in den nächsten Wochen und Monaten eine Pause einlegen könnte. Aber keines der Ereignisse, die wir in diesem Artikel beschrieben haben, muss zwangsläufig eintreten. In jedem Fall zeigt unsere Aufstellung: Anleger sollten auf der Hut bleiben und nicht zu sorglos beim Kauf von Edelmetallen werden.

Doch der gravierendste Fehler ist es, überhaupt kein Gold zu besitzen oder genau jetzt den Kauf von Gold einzustellen. Genau dies tun aber im deutschsprachigen Raum viele Anleger. Sie haben sich die Marke von 2.000 Euro pro Feinunze als Schmerzgrenze gesetzt und warten auf eine Rückkehr von Gold unter diese Grenze. Bei allem Respekt: Darauf können sie lange warten!

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und Inflation bietet Gold einen unverzichtbaren Schutz für das Investment-Portfolio und die Ersparnisse. Es dient als wertstabile Anlageform und kann helfen, finanzielle Risiken zu diversifizieren und abzusichern. Daher ist es essenziell, Gold als festen Bestandteil der eigenen Finanzstrategie zu betrachten – gerade jetzt, wo der Goldpreis in einer maximal unsicheren Gemengelage für Stabilität und Sicherheit sorgt.

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