Was bedeutet Trumps Wahlsieg für den Goldpreis?

Welche potenziellen Auswirkungen auf den Goldpreis hat der Sieg Donald Trumps bei den US-Präsidentschaftswahlen? Überwiegen etwa die negativen Effekte? // Bildnachweis: Goldreporter

Donald Trump wird erneut US-Präsident

Am Mittwochmorgen gegen 11.30 Uhr war es offiziell. Donald Trump hat die US-Präsidentschaftswahlen mit eindeutiger Mehrheit für sich entschieden. Er wird somit der 47. Präsident der Vereinigten Staaten.

Trump sicherte sich entscheidende Bundesstaaten wie Pennsylvania, North Carolina und Georgia, was ihm die erforderliche Mehrheit im Electoral College verschaffte. Die Republikanische Partei erlangte zudem die Kontrolle über den Senat zurück, mit bedeutenden Siegen in Staaten wie West Virginia und Ohio.

In diesem Beitrag möchte ich auf die möglichen Folgen dieses Wahlausgangs für den Goldpreis eingehen. Zunächst einmal blicken wir zurück.

Gold unter Trump I

Wie entwickelte sich der Goldpreis in der letzten Amtsperiode von Donald Trump? Sie erstreckte sich über den Zeitraum von 20. Januar 2017 bis. 20 Januar 2021. In diesem Zeitraum stieg der Kurs von 1.200 US-Dollar um 55 Prozent auf 1.856 US-Dollar an (London P.M.).

Gleichzeitig stiegen die US-Staatsschulden um 42 Prozent von 19,8 Billionen US-Dollar auf 28,1 Billionen US-Dollar. Dabei nahm die Staatsschuldenquote von 103 Prozent (des BIP) auf 125 Prozent zu. Die Angaben stammen von der Federal Reserve Bank of St. Louis (siehe Abbildung unten). Heute sind es bereits 35,7 Billionen US-Dollar Gesamtschulden, wobei die Quote leicht auf 120 Prozent zurückging.

Allerdings fiel die Corona-Krise in die Regierungszeit von Donald Trump. Allein im zweiten Quartal 2020 verschuldete sich der US-Staat mit zusätzlichen 3 Billionen US-Dollar, ein Plus von 13 Prozent.

Anstieg der US-Staatsverschuldung während der ersten Amtsperiode Donald Trumps von 2017 bis 2021 (Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis)

Die Beziehung von Goldpreis und Verschuldung (Geldmengenausweitung) zeigt sich auch hier unmissverständlich.

Nun schätzen Volkswirte, dass die US-Staatsschulden um weitere 3,5 Billionen Dollar ansteigen, wenn Trump seine Wahlversprechen umsetzt. Eine ähnlich hohe Neuverschuldung hatten Analysten auch im Falle eines Wahlsiegs von Kamala Harris kalkuliert.

Geopolitik und Inflation

Was könnte noch geschehen in der neuen Amtsperiode von Donald Trump? Unlängst ließ er verlauten, dass er den Ukraine-Krieg im Handumdrehen beenden werde. Nicht auszuschließen, dass er seinen Einfluss auch im Nahost-Konflikt geltend machen wird.

Trump steht nicht in Verdacht, ein Kriegshetzer zu sein. Dagegen pfeift er mitunter auf Ethik und Moral, wenn er einen guten Deal abschließen kann

Eine Eindämmung aktueller geopolitischer Krisen würde nicht nur international zu einem Abbau von Unsicherheiten beitragen. Auch die Energiepreise könnte sinken. Und damit würde sich der Druck auf die offiziellen Inflationsraten verringern – zumindest kurz- oder mittelfristig.

US-Dollar

Gleichzeitig kann der US-Dollar wieder (stark) aufwerten. Das zeigte sich bereits am Mittwochmorgen, als sich der Wahlsieg Trumps abzeichnete.

In diesem Zuge gab der Goldpreis zunächst um rund 1 Prozent ab, während der Euro-Goldpreis um 0,8 Prozent anstieg. Am Nachmittag weiteten sich die Kursverluste bei Gold weiter  aus. Um 15 Uhr notierte der Goldpreis gut 3 Prozent im Minus (nur -1 Prozent in Euro)

Das heißt, kurzfristig kann Gold weiter unter Druck geraten und die seit Langem von mir erwartete Goldpreis-Konsolidierung vollziehen. Aber langfristig sind die Weichen für einen weiteren Goldpreis-Anstieg aufgrund der zu erwarteten Schuldenexpansion eindeutig gestellt.

Entwicklung Dollar-Index seit Jahresbeginn: Nach Trumps Wahlsieg wertet der US-Dollar am Mittwoch gegenüber den anderen Leitwährungen stark auf. Der Goldpreis kam deutlich unter Druck (Quelle: TradingView)

Zinserwartungen

Weiterhin bedeutsam sind die Zinserwartungen. Sollte die US-Wirtschaft unter Donald Trump (Senkung der Unternehmenssteuer, „America First“) tatsächlich einen Aufschwung erleben, dann sinken folglich die Erwartungen an weitere, substanzielle Zinssenkungen.

Man kann jedoch erwarten, dass Trump in Sachen (expansiver) Geldpolitik deutlichen Druck auf die US-Notenbank ausüben wird. Denn er braucht für sein ambitioniertes Wirtschaftsprogramm möglichst niedrige Zinsen.

Allerdings zeigt die Goldpreis-Entwicklung der vergangenen Jahre, dass die Zinsentwicklung keinen nachhaltig negativen Einfluss auf die ausgedehnte Gold-Rally hatte.

BRICS

Deutlich stärkere Impulse gingen von den Wirtschafts-(und Gold-)Interessen aus den Reihen der BRICS-Staaten aus. Gelingt es Trump, die Aversion dieser Staaten gehen die US-(Dollar-)Hegemonie zu besänftigen? Oder verstärkt er mit seinem zu erwartenden Protektionismus die wirtschaftlichen Machtkämpfe?

Wie schon in seiner ersten Amtszeit wird Trump sicherlich den wirtschaftlichen Druck auf China erhöhen (Handelskrieg). Aber in gleichem Maße ist das überhaupt noch möglich? Schließlich hat sich die BRICS-Staatengemeinschaft in den vergangenen Jahren weiter gefestigt. Man arbeitet noch intensiver an einer Abkopplung vom US-Dollar als internationale Handels- und Reservewährung.

Und darin dürfte auch der Schlüssel für Zukunft der weltwirtschaftliche Bedeutung der USA liegen. Denn nur wenn die internationale Nachfrage nach US-Dollar stark bleibt, können sich die Vereinigten Staaten auch weiterhin praktisch zügellos verschulden.

Schafft es Trump etwa, auf diesem Sektor verlorenes Terrain zurückzugewinnen? Versucht er die, mitunter immer wieder brüchige, Einigkeit der BRICS-Staaten aufzuweichen – etwa durch separate Wirtschaftsabkommen?

Unter dem Strich kann das mögliche Erstarken des US-Dollars vorübergehend einen deutlich dämpfenden Faktor für den Goldpreis darstellen.

Trump-Effekte

Wenn man auf die einzelnen Aspekte (wertfrei) schaut, so ergeben sich aus der Trump-Präsidentschaft zumindest mittelfristig eher negative Effekte für den Goldpreis (in USD).

Potenzielle positive Effekte auf den Goldpreis:

  • Steigende Staatsschulden
  • Steigende Inflation?
  • Druck auf die Fed, Zinsen zu senken

Potenzielle negative Effekte auf den Goldpreis:

  • Wirtschaftliche Erholung in den USA
  • Sinkende Risikoaversion bei Anlegern
  • Stärkerer US-Dollar
  • Eindämmung geopolitischer Krisen
  • Schwächung der BRICS-Gemeinschaft?
  • Sinkende nationale Goldnachfrage
Goldpreis in US-Dollar, 1 Jahr, US-Futures per 5. November 2024

Charttechnik

Sehen wir uns anhand des aktuellen Goldcharts einmal die technischen Rahmenbedingungen an. Der Goldpreis im US-Futures-Handel erreichte am 30. Oktober 2024 mit 2.800 US-Dollar pro Unze sein jüngstes Rekordhoch. Das entsprach 2.579 Euro. Von diesen Hochs kam der Goldpreis diese Woche um 1,8 Prozent bzw. 2,5 Prozent zurück (Stand: 05.11.24).

Die wichtigste kurzfristige Unterstützung lautet zunächst 2.700 US-Dollar. Aber dieser mögliche Rücklauf entspräche gerade einmal einem Abschlag von 3,6 Prozent gegenüber dem Rekordhoch von Ende Oktober. Im Rahmen einer 10-prozentigen Kurskonsolidierung könnte der Goldpreis bis auf 2.520 US-Dollar fallen. Damit wäre der Kurs von Mitte August erreicht.

Abschließend: Goldanleger im Euroraum werden Richtung Süden etwas geschont. Denn ein starker US-Dollar/schwacher Euro stärkt tendenziell den Euro-Goldpreis. Eine ausgedehnte Goldpreis-Konsolidierung hätte aber auch Verluste auf Eurobasis zur Folge. Positiv betrachtet: Langfristige Goldanleger erhalten womöglich wieder deutlich attraktivere Einstiegskurse.

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