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Die Augen der Öffentlichkeit sind derzeit auf Gold gerichtet, denn der Goldpreis hat ein Rekordhoch von über 2.400 Dollar pro Feinunze erreicht, was eine steigende Nachfrage nach dem Edelmetall zur Folge hat. Gleichzeitig nimmt jedoch auch die Anzahl der Fälschungen zu. Im Interview mit ServusTV erklärt der zertifizierte Sachverständige Walter Hell-Höflinger, worauf Käufer beim Goldkauf achten müssen, um sich vor Fälschungen zu schützen, und gibt praktische Tipps, wie man seriöse Händler erkennt und welche Sicherheitsmerkmale wirklich zuverlässig sind.
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Frage: Gold ist derzeit so teuer wie noch nie. Der Goldpreis ist auf mehr als 2.400 Dollar pro Feinunze gestiegen – das hat es noch nie zuvor gegeben. Alleine in den letzten fünf Jahren ist der Goldpreis um fast 80 Prozent gestiegen, im Vergleich zu 1999 sogar um mehr als 700 Prozent. Die Krisen dürften für dieses hohe Niveau verantwortlich sein. Da jetzt die Zinsen wieder sinken, steigt erneut die Nachfrage nach dem Edelmetall, aber damit nimmt auch die Zahl der Fälschungen zu. Darüber spreche ich jetzt mit dem sogenannten „Mister Gold“, der als zertifizierter Sachverständiger täglich mit solchen Fälschungen zu tun hat: Walter Hell-Höflinger. Was ist das Wichtigste, wenn ich in Zeiten der hohen Inflation ein wenig Geld zur Seite legen möchte? Worauf muss ich beim Goldkauf, besonders in Bezug auf Fälschungen, achten?
Walter Hell-Höflinger: Dass man von einem seriösen Händler gefälschte Ware bekommt, ist sehr unwahrscheinlich. Die Händler sind normalerweise alle mit den entsprechenden Prüfmethoden ausgestattet, sodass sie im Rückkauf auch nur echte Ware weiterverkaufen – und die Neuware ist ja sowieso echt.
Frage: Aber wie erkenne ich einen seriösen Händler?
Walter Hell-Höflinger: Zunächst sollte man auf Ladengeschäfte vertrauen, also Händler, die nur eine Internetpräsenz haben, sind eher mit Vorsicht zu genießen, da es dort auch viele Fake-Shops gibt. Im Idealfall würde ich eine Kombination wählen: Webshop und ein Ladengeschäft, damit man im Zweifelsfall hingehen und direkt nachfragen kann.
Frage: Gibt es Zertifikate oder Siegel, auf die ich achten kann?
Walter Hell-Höflinger: Bei den Händlern? Nein, bei den Händlern gibt es keine spezifischen Zertifikate oder Siegel. Man muss sich darauf verlassen, dass das Geschäft ordentlich geführt wird. Allerdings gibt es Zertifikate auf den Produkten selbst, aber wie wir gleich sehen werden, bieten auch diese nicht immer vollständige Sicherheit.
Frage: Sie haben uns nämlich einige Beispiele mitgebracht: Echtes Gold und gefälschtes Gold. Welche Formen sind denn am häufigsten für Fälschungen? Gibt es da bestimmte Typen?
Walter Hell-Höflinger: Die frühesten Fälschungen betrafen vor allem Münzen. In den 1980er Jahren wurden viele amerikanische Goldmünzen gefälscht. Dabei handelte es sich oft um sogenannte Teilfälschungen, bei denen die Münzen zwar Gold enthielten, aber nicht die angegebenen 90 Prozent, sondern nur 30, 40 oder 50 Prozent. Mit der zunehmenden Freigabe von Goldbarren für die Öffentlichkeit seit 1993 wurden immer mehr Sicherheitsmerkmale wie Zertifikate und spezielle Verpackungen eingeführt.
Frage: Sie haben uns jetzt zwei Beispiele mitgebracht. Wenn man diese von vorne betrachtet, sehen sie täuschend echt aus, oder?
Walter Hell-Höflinger: Ja, einer davon ist auch echt. Ich wollte damit illustrieren, dass die Verpackung allein keine Sicherheit bietet. Die Nachahmung von Sicherheitsmerkmalen ist für Fälscher heutzutage kein großes Problem mehr, besonders in China.
Frage: Gibt es auf der Rückseite Sicherheitsmerkmale, an denen man Fälschungen erkennen kann?
Walter Hell-Höflinger: In diesem Fall nicht. Das Zertifikat soll dem Kunden eigentlich eine gewisse Sicherheit bieten, aber es ist letztlich nur bedrucktes Papier.
Frage: Wie kann ich nun echte von gefälschten Barren unterscheiden?
Walter Hell-Höflinger: In diesem Beispiel haben wir einen 100-Gramm-Barren und einen Ein-Unzen-Barren. Der Ein-Unzen-Barren stammt vermutlich von einer chinesischen Onlineplattform und aus einem typischen Fake-Shop. Die Verpackung ist wirklich gut gemacht, und als Laie fällt es einem sehr schwer, den Unterschied zu erkennen. Der gefälschte Barren ist aus Messing und etwas dicker.
Frage: Der gefälschte Barren ist also dicker, aber man braucht dafür schon viel Hintergrundwissen.
Walter Hell-Höflinger: Man braucht Hintergrundwissen und muss genau hinschauen. Es gibt auch Fälschungen, bei denen die Maße und das Gewicht genau stimmen. Gold hat eine bestimmte Dichte, und wenn man eine Fälschung aus einem anderen Metall herstellt, stimmen die Dimensionen normalerweise nicht, es sei denn, man verwendet ein Metall wie Wolfram.
Frage: Sie haben uns ein weiteres Beispiel mitgebracht. Dies ist eine echte Fälschung, die bei Ihnen im Geschäft entdeckt wurde. Wenn ich das zeigen darf, sieht es auf den ersten Blick wie ein echter Goldbarren aus.
Walter Hell-Höflinger: Ja, die Oberfläche ist vergoldet, aber der Kern besteht aus Wolfram, das ebenfalls schwer ist. Man erkennt die Fälschung nur mit speziellen Geräten, die wir bei uns im Geschäft verwenden, oder anhand des Klangs, wenn das Produkt unverpackt ist. Das kann ich demonstrieren. Dies ist ein Krügerrand, die älteste Anlagemünze der Welt. Wenn man eine echte Goldmünze auf den Finger legt und mit einer anderen Münze anschlägt, hört man einen hellen, nachklingenden Ton.
Frage: Es gibt noch viele andere Fälschungen, die Sie auch in Ihrem Buch „The Gold We Trust“ beschrieben haben. Auch Zahngold wird teilweise gefälscht. Wir könnten noch lange darüber sprechen. Vielen Dank, dass Sie zu uns gekommen sind und uns geholfen haben, beim Goldkauf etwas misstrauischer zu sein.
Walter Hell-Höflinger: Bei Fragen sollte man immer einen Fachhändler aufsuchen, das ist die sicherste Methode.