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Gold als Krisenwährung
In Zeiten wirtschaftlicher Instabilität und Geldwertverlust hat Gold seine Rolle als universelles Zahlungsmittel immer wieder unter Beweis gestellt. Es kann in nahezu jede Währung umgetauscht werden und gilt als sicherer Wertspeicher. Historische Beispiele wie die Hyperinflation in der Weimarer Republik, die massive Geldentwertung in Simbabwe (2008/2009) oder Venezuela (2014) und auch zahlreiche Staatspleiten südamerikanischer Staaten in den vergangenen Jahrzehnten (z.B. Brasilien, 1983; Argentinien, 2001; Uruguay, 2003) verdeutlichen die Bedeutung von Gold in Krisenzeiten.
Gold zeichnet sich durch seine weltweit anerkannte Wertbeständigkeit aus. Während Papiergeld in Krisensituationen schnell an Vertrauen und Wert verliert, bleibt Gold ein begehrtes Gut. Seine physische Beschaffenheit und die begrenzte Verfügbarkeit machen es zu einem sicheren Hafen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten.
Warnendes Beispiel
Aber auch in Europa gibt es ein gutes Beispiel, warum Gold in Krisenzeiten so bedeutsam ist. Es liegt nicht einmal lange zurück.
Im Zuge der Bankenkrise in Zypern im Jahr 2013 mussten die Laiki Bank und die Bank of Cyprus gerettet werden. Die Krise war Teil der europäischen Schuldenkrise und wurde durch die enge Verflechtung der zypriotischen Banken mit griechischen Staatsanleihen verschärft, die nach dem Schuldenschnitt Griechenlands massiv an Wert verloren hatten.
Maßnahmen zur Rettung der Banken:
- Laiki Bank:
Die Laiki Bank wurde abgewickelt. Die Konten mit einem Guthaben von weniger als 100.000 Euro wurden auf die Bank of Cyprus übertragen und blieben gesichert. Aber Guthaben über 100.000 Euro wurden eingefroren und teilweise abgeschrieben, um die Verluste der Bank zu decken. - Bank of Cyprus:
Bei der Bank of Cyprus wurden Guthaben über 100.000 Euro zwangsweise in Bankaktien umgewandelt, um die Eigenkapitalbasis der Bank zu stärken. Dies führte zu erheblichen Verlusten für wohlhabendere Sparer und Unternehmen. Einlagen unter 100.000 Euro waren durch die Einlagensicherung geschützt.
Kapitalverkehrskontrollen:
Um einen massiven Kapitalabfluss zu verhindern, führte Zypern strenge Kapitalverkehrskontrollen ein. Dazu gehörten:
- Begrenzungen für Abhebungen: Es durften nur begrenzte Bargeldbeträge pro Tag abgehoben werden.
- Einschränkungen bei Überweisungen: Überweisungen ins Ausland wurden stark reguliert und teilweise ganz unterbunden.
- Keine Scheckeinlösungen: Schecks konnten nicht eingelöst werden.
Das Ereignis gilt nach wie vor als Präzedenzfall in der Eurozone, auch weil erstmals private Einlagen zur Bankenrettung herangezogen wurden. Das heißt, dieses Szenario kann sich in einer ähnlichen Krise wiederholen.
Besitzer von physischem Gold, das privat gelagert wurde, blieben von diesen Maßnahmen unberührt. Gold schützte in diesem Fall nicht nur vor der Entwertung, sondern bewahrte auch die Liquidität.
Gold als Krisengeld? Nicht in jedem Fall!
Oft wird argumentiert, dass Gold in extremen Krisen als Tauschmittel für lebensnotwendige Güter wie Lebensmittel oder Treibstoff dient. Doch diese Sichtweise ist nicht ohne Einschränkungen. In Situationen großer Versorgungsengpässe kann der Gebrauchswert von Gütern höher sein als der von Gold. Ein Laib Brot oder ein Kanister Wasser kann in einer akuten Notlage mehr wert sein als ein Goldbarren.
Historische Berichte aus den Weltkriegen zeigen, dass Bauern auf dem Land Edelmetalle und Schmuck von verzweifelten Städtern gegen Nahrungsmittel eintauschten. Goldbesitzer waren oft gezwungen, ihre Schätze weit unter Wert abzugeben. Daher ist es ratsam, nicht nur auf Edelmetalle zu setzen, sondern auch Vorräte an haltbaren Lebensmitteln und anderen wichtigen Gütern anzulegen.
Ein weiteres Beispiel ist die Wirtschaftskrise in Venezuela, wo die Hyperinflation den Wert der Landeswährung fast völlig zerstörte. Menschen, die über Gold oder andere Edelmetalle verfügten, konnten Lebensmittel und Medikamente erwerben, während diejenigen ohne solche Sicherheiten große Schwierigkeiten hatten.
Optimale Tauschmittel in der Krise
In Krisenzeiten werden Tauschmittel bevorzugt, die:
- einen hohen Gebrauchswert haben,
- allgemein bekannt und gefragt sind,
- knapp, aber dennoch verfügbar sind.
In Europa sind die Kenntnisse über Edelmetalle in der Allgemeinheit eher begrenzt, obwohl die Nachfrage nach Gold hoch ist – vor allem im deutschsprachigen Raum. Aber wer weiß schon, was eine Unze ist oder was gerade ein Gramm Gold kostet?
In vielen Schwellen- oder Entwicklungsländern hingegen ist Gold oft weiter verbreitet und anerkannt, da viele Menschen den Wert des Metalls kennen, es oft sogar selbst schürfen – etwa in Indien oder in afrikanischen Staaten, wie Simbabwe, Ghana oder Tansania.
Neben Gold sind auch Silbermünzen beliebte Tauschmittel in Krisenzeiten. Silber ist in kleineren Einheiten leichter handelbar und für den alltäglichen Gebrauch besser geeignet. Zudem ist Silber in der Industrie weit verbreitet, was seinen Wert weiter stabilisiert.
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Die Bedeutung kleiner Goldeinheiten
Für Krisenzeiten empfiehlt es sich, Gold in kleinen Einheiten zu besitzen. Kleine Barren oder Münzen sind flexibler im Tauschhandel. Allerdings sollten Kleinstbarren (0,5 oder 1 Gramm) nicht die Basis des Golddepots bilden, da die Aufpreise für diese Einheiten oft unverhältnismäßig hoch sind. Wichtig ist auch zu beachten, dass bei einem Tausch niemand “Wechselgeld” für Gold herausgeben wird.
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Münzen wie der Krügerrand oder der Wiener Philharmoniker sind international anerkannt und leicht handelbar. Ihr Feingehalt und Gewicht sind standardisiert, was das Vertrauen in ihren Wert erhöht. Zudem gibt es spezielle Krisenmünzen, die in kleinen Nominalwerten geprägt werden und sich besonders für den Tausch im Alltag eignen.
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Maximale Kaufkraft in Wirtschaftskrisen
In wirtschaftlichen Krisen, wie einem Währungs-Crash oder einer Hyperinflation, erreicht Gold oft seine maximale Kaufkraft. Führt eine Krise zu einem Zusammenbruch der Wirtschaft, steigen Arbeitslosigkeit und Firmenpleiten, und der Warenverkehr kann zum Erliegen kommen. In solchen Situationen steigt der Wert von Gold gegenüber der heimischen Währung drastisch.
Während der Großen Depression in den USA konnten Goldbesitzer Immobilien und andere wertvolle Güter zu Schnäppchenpreisen erwerben. Ähnlich war die Situation in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg, als die Hyperinflation viele Menschen zwang, ihre Vermögenswerte weit unter Wert zu verkaufen.
Voraussetzungen für den Erfolg mit Gold in der Krise
Um in einer Krise von Gold profitieren zu können, sollten folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
- Schuldenfreiheit: Schulden können dazu zwingen, Gold zu verkaufen, bevor die Krise ihren Höhepunkt erreicht hat.
- Eigentum an Wohnimmobilien: Ein schuldenfreies Zuhause reduziert den finanziellen Druck.
- Vorsorge für den Alltag: Vorräte an Lebensmitteln und anderen Gütern verhindern, dass man Gold in der ersten Krisenphase verkaufen muss.
Darüber hinaus ist es ratsam, zumindest einen Teil des Vermögens in anderen soliden oder gefragten Anlage- oder Zahlungsformen zu halten, wie z.B. weitere Metalle, Bargeld/Fremdwährungen, Aktien, ggf. Bitcoin. Eine breite Diversifikation erhöht die Sicherheit und Flexibilität in Krisenzeiten.
Langfristige Perspektiven und Gold als Vermögenssicherung
Gold dient nicht nur als Krisenwährung, sondern auch als langfristige Vermögenssicherung. Es schützt vor Inflation, Währungsverlusten und wirtschaftlichen Turbulenzen. Zentralbanken weltweit halten Gold, um ihre Reserven abzusichern, Währungen zu stabilisieren und öffentliches Vertrauen zu schaffen. Privatpersonen sollten genauso handeln.
Fazit
Gold ist ein bewährtes Mittel zur Vermögenssicherung in Krisenzeiten. Es schützt vor Inflation, staatlicher Enteignung und Währungsverfall und kann in wirtschaftlichen Notlagen als Zahlungsmittel dienen. Allerdings sollte Gold nicht die einzige Krisenvorsorge sein. Eine Kombination aus Edelmetallen, anderen Zahlungsmitteln und Vorräten sowie Schuldenfreiheit ist der Schlüssel, um in schwierigen Zeiten finanziell stabil zu bleiben.