Gold: Kommt jetzt die große Gelegenheit?

Nach weiteren Allzeithochs in der vergangenen Woche zeigt Gold deutliche Anzeichen einer bevorstehenden Konsolidierung. Kommt jetzt noch einmal eine gute Kaufgelegenheit? Wo gibt es gute Wiedereinstiegschancen? // Bildnachweis: Goldreporter.de

Goldpreis-Rally

Der Goldpreis markierte im vergangenen August erneut sieben Rekordhochs. Der aktuelle Bestwert im US-Futures-Handel liegt bei 2.560 US-Dollar pro Unze und stammt vom 29.08.2024. Auch auf Euro-Basis hat Gold an diesem Tag mit 2.310 Euro sein aktuelles Allzeithoch erreicht.

Und obwohl der Rekordreigen bis zuletzt kein Ende zu nehmen schien, haben wir auf Goldreporter.de bereits frühzeitig festgestellt, dass zahlreiche Indikatoren zunehmend für eine anstehende Kurskonsolidierung sprechen. In diesem Beitrag möchte ich genauer darauf eingehen.

Kurs-Faktor China

Zunächst einmal gingen im Zuge der 2024er-Rally starke Goldpreis-Impulse vom chinesischen Markt aus. Die enorme physische Nachfrage des Landes führte dazu, dass an der Shanghai Gold Exchange erhebliche Aufpreise auf den internationalen Goldpreis gezahlt wurden. Diese reichten zeitweise an die 100 US-Dollar heran. Die Folge: Physisches Gold wurde vermehrt aus dem Westen abgezogen und in China mit entsprechendem Aufschlag verkauft. Dabei entwickelte sich China zum dominanten Preisbildungsfaktor.

Aber diese Systematik und die beobachteten Preisaufschläge schwächten sich in den vergangenen Wochen deutlich ab. Zuletzt erlosch das chinesische Aufgeld komplett.

Und dies ist Ausdruck einer gesunkenen Goldnachfrage in China. Darauf weisen auch die rückläufigen Goldimporte hin, die zum großen Teil über das Golddrehkreuz Schweiz in das Land gelangen.

Dabei hatte der “Goldpreis-Faktor China” eine ganze Reihe traditioneller Goldpreis-Determinanten ausgehebelt. Dazu gehört insbesondere der Einfluss westlicher Großbanken auf den internationalen Goldpreis.

Nebeneffekt: Im Zuge des stetigen Kursanstiegs bis Mitte April haben wir praktisch keine ungewöhnlichen Kurseinbrüche erlebt. Das änderte sich in den vergangenen Sommermonaten und wir sehen seither wieder eine erheblich größere Volatilität beim Goldpreis. In meinem Beitrag vom 21. August 2024 bin ich bereits detailliert auf diese Zusammenhänge eingegangen.

Der Goldpreis im US-Futures-Handel markierte sein jüngstes Allzeithoch am 29. August 2024 mit 2.560 US-Dollar pro Unze. Aufgelaufener Jahresgewinn: 24 Prozent.

Goldhandel am US-Terminmarkt

Kommen wir zu den Banken. Sie gehören im Handel mit Gold-Futures an der COMEX zu der Gruppe der sogenannten „Commercials“. Darunter versteht man Entitäten, zu deren fundamentalem Kerngeschäft Gold gehört. Also Schmuckhersteller, Raffinerien, Bergbaubetriebe und eben auch die Bullionbanken.

Letztgenannte nehmen am US-Terminmarkt einen großen Teil der Gegenpositionen der spekulativen Händler wahr. Denn zu jedem Futures-Kontrakt gehört ein Händler der „long“ und einer der „short“ geht. Dies führt dazu, dass die Banken bei Gold (im langfristigen Bullenmarkt) quasi notorisch auf der Verkaufsseite stehen.

Damit sind bei stark steigendem Goldpreis natürlich auch finanzielle Risiken verbunden. Oder eben Chancen für geldgierige Banker, wenn Gold sich kurzzeitig stark verbilligt. Dieses Eigeninteresse der „Market Maker“ muss man immer im Hinterkopf behalten, wenn man die Entwicklungen auf Goldmarkt und markante Goldpreis-Bewegungen verstehen möchte.

Die Netto-Short-Position der "Commercials" hat vergangene Woche den höchsten Wert seit 10. März 2020 erreicht.

Und hier gibt es eine wichtige Erkenntnis. Wenn die „Commercials“ im Handel mit Gold-Futures an der US-Warenterminbörse vergleichsweise hohe Short-Positionen aufgebaut haben, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Goldpreis-Konsolidierung.

Dabei erreichen naturgemäß auch die Terminkäufe der Gegengruppe der „Spekulanten“ ein relatives Hoch. Es kommt zu einer Kursüberhitzung beziehungsweise einer Top-Bildung auf dem amerikanischen Goldmarkt.

Sehen wir uns die aktuelle Lage an (Grafik oben): Die Netto-Short-Position der Commercials erreichte vergangene Woche den höchsten Wert seit viereinhalb Jahren (Neue Goldpreis-Hochs, aber die Luft wird dünner!).

Und die folgende Grafik zeigt exemplarisch, wie sich der Goldpreis im Zuge früherer Extrem-Positionierungen (rote Pfeile) verhielt. Denn schon beim Peak Anfang März 2022 ging der Goldpreis nachfolgend erst einmal in die Knie. Und ebenso Ende Januar 2023 sahen wir diese Systematik in abgeschwächter Form. Mehr Details dazu finden Sie hier.

Goldpreis im Zeitraum von 2020 bis 2023: Wiederholte Konsolidierung nachdem die Netto-Positionen der größten Händlergruppen an der COMEX bedeutende relative Maxima erreicht hatten.

Die Frage ist nun: Wie stark ist der übergeordnete Goldbullenmarkt? Das heißt, wie harsch könnte eine mögliche Konsolidierung ausfallen?

Es gibt einen weiteren, allerdings eher schwächeren Indikator für eine kurzfristige Goldpreis-Prognose. Und auch der spricht nicht für eine schnelle Rückkehr zur nächsten Goldrally. Dabei handelt es sich um die saisonale Komponente.

Saisonale Komponente

Seit Januar ist der Goldpreis praktisch jeden einzelnen Monat angestiegen. Dagegen bot der September (ähnlich wie an den Aktienmärkten zuletzt 2022 und 2023) in den vergangenen Jahren kein gutes Umfeld für steigende Kurse.

Denn in den letzten elf Jahren legte der Goldpreis im September eine gnadenlose Verlustserie aufs Parkett. Nur einmal ging das Edelmetall mit (leicht) positiven Vorzeichen aus diesem Monat hervor. Dagegen hagelte es in den vergangenen sieben Jahren durchgehend Kursabschläge.

Goldpreis im September: In den vergangenen sieben Jahren und in zehn der elf letzten Jahre verbilligte sich Gold im September.

Charttechnik

Kommen wir zum abschließenden, durchaus bedeutsamen Aspekt. Die charttechnische Lage sagt viel aus über die Marktphase, in der sich ein an der Börse gehandelter Vermögenswert befindet. Und hier sehen wir bei Gold ganz anschaulich die Anzeichen einer Top-Bildung.

Dabei hat der Goldchart zuletzt den Mitte Juli etablierten Aufwärtstrendkanal (eher ein „bärischer“ Keil) nach unten verlassen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit einer womöglich etwas ausgedehnteren Konsolidierung.

Goldpreis, 1 Jahr (US-Futures): Mehrfach-Top im Bereich von 2.550 US-Dollar/Unze und Austritt aus dem steigenden Trendkanal.

Warten auf die große Kaufgelegenheit

Aber: Die fundamentalen Rahmenbedingungen für eine mittel- und langfristige Fortsetzung der Gold-Rally sind weiter gegeben. Insbesondere der zunehmende staatliche Verschuldungsgrad bei gleichzeitig schwächelnder Wirtschaft wird (als Konsequenz) die Kaufkraft unserer gesetzlichen Geldes weiter systematisch dezimieren.

Allerdings man darf eine wichtige Bedingung an den Börsen nicht vergessen. Der Preis steigt nur dann, wenn es genügend Anleger gibt, die bereit sind, entsprechend mehr für das Gut zu zahlen. Kein Kurs steigt einfach so, weil er aufgrund der vorliegenden Rahmenbedingungen eigentlich zulegen müsste.

Deshalb: Kurzfristig sehen wir eine womöglich spekulative Übertreibung beim Goldpreis, die begleitet ist vom Wegfall eines bis zuletzt wichtigen Goldpreis-Katalysators: die China-Nachfrage. Es bleibt abzuwarten, ob dieser physische Bedarf von anderen Ländern kompensiert wird. So gab es zuletzt Hinweise auf eine stark zunehmende Goldnachfrage aus Indien.

Die asiatischen Märkte sind sehr preissensibel. Das heißt auch, dass viele Anleger und Institutionelle in Fernost einen deutlichen Goldpreis-Rücksetzer als unmissverständliche Kaufgelegenheit ansehen werden.

Wo gibt es gute Einstiegskurse, sofern es den Goldpreis nicht doch noch unvermittelt nach oben treibt? Kurse um 2.420 US-Dollar und spätestens 2,320 US-Dollar (jeweils auf Basis der US-Futures) wären aus meiner Sicht unwiderstehlich, um wieder Gold aufzustocken. Das entspräche Kursen von 2.230 Euro beziehungsweise 2.150 Euro.

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