Kampf gegen das Bargeld: Ist die 500-Euro-Banknote das letzte Opfer?

Bleiben Bargeldfans am Ende nur mehr die ganz kleinen Scheine? // Bildnachweis: © Eigenes Werk

Große Geldscheine galten als Zeichen von Wohlstand, doch inzwischen stehen sie auf der Abschlussliste. Ein Blick in die Welt der Banknoten macht deutlich, dass auch die Banknoten zu 200 und 100 Euro mittelfristig abgeschafft werden könnten.

Wenn in einem amerikanischen Hollywood-Streifen oder in einem deutschen Tatort die Bösewichte ihre Beute auspacken, sind sie beliebte Nebendarsteller: Banknoten mit großen Geldwerten. Während sich in den Blockbustern aus den USA die 100-Dollar-Scheine in schwarzen Lederkoffern stapeln, zählten die Mafiosi hierzulande genüsslich die braunen 1.000-Mark-Scheine oder nach der Euro-Einführung die violetten 500-Euro-Banknoten. Otto Normalverbraucher bekam diese Stückelungen im Alltag nur in Ausnahmefällen zu Gesicht – wenn ein neues Auto bezahlt werden oder ein lieber Mitmensch reich beschenkt werden sollte. Doch eines stand fest: Es war etwas ganz Besonderes, einen solchen Schein in den Händen zu halten. Und die Älteren unter uns werden sich erinnern: Wer zu Zeiten der „alten“ Bundesrepublik einen 1.000-Mark-Schein aus der Geldbörse zog, genoss Ansehen, weil er es zu Wohlstand gebracht hatte.

Im Zeitalter des Euro ist der Einsatz von großen Geldscheinen jedoch zu einem No-Go geworden – und wer sich erdreistete, den größten der ursprünglich in Umlauf gebrachten Banknoten einzusetzen, stand knapp gefühlt knapp vor der Aufnahme auf eine Fahndungsliste des BKA – denn die Europäische Zentralbank hatte ihrem eigenen Produkt den Kampf angesagt: Im Mai 2016 entschied sie, die Ausgabe dieser Banknote einzustellen, um illegale Aktivitäten wie Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und Steuerhinterziehung zu bekämpfen. Obwohl bestehende 500-Euro-Scheine weiterhin gesetzliches Zahlungsmittel bleiben, werden sie nach und nach aus dem Umlauf genommen, indem sie bei Banken und anderen Finanzinstituten eingezogen werden.

Große Geldscheine – Drogenhändler’s Darling?

Die Entscheidung zur Abschaffung wurde getroffen, nachdem Studien und Berichte darauf hinwiesen, dass große Nominale wie der 500-Euro-Schein überproportional oft für illegale Aktivitäten genutzt wurden. Die EZB betonte, dass die Reduzierung von großen Banknoten den Kampf gegen Finanzkriminalität stärken würde. Der 500-Euro-Schein war vor seiner Abschaffung der größte im Umlauf befindliche Euro-Schein und hatte nach offizieller Darstellung der Zentralbank vor allem in kriminellen Kreisen aufgrund seiner hohen Wertdichte und leichteren Transportfähigkeit große Bedeutung. Dass Kriminelle schon längst auf andere Zahlungsmethoden ausgewichen sind und beispielsweise digitale „Währungen“ wie den Bitcoin für sich entdeckt hatten, scheint die EZB bis heute nicht zu interessieren.

In der öffentlichen Debatte um die Abschaffung des 500-Euro-Scheines war oft das Argument zu hören, dass Europa eine der letzten Regionen in der Welt war, in der ein derart großer Geldschein im Umlauf war. Die Verfechter des Bargeldes argumentieren dagegen und verweisen gern auf die Schweiz, wo die größte Banknote einen Nennwert von 1.000 Schweizer Franken hat – umgerechnet etwa 1.050 Euro wert ist. Die Schweiz hat diese hoch bewertete Banknote trotz globaler Trends zur Abschaffung großer Nominale beibehalten​.

Weltweit sind hohe Nominale eher unüblich

Ein Blick in die Welt lässt jedoch erahnen, dass der 500-Euro-Schein nicht das letzte Opfer im Kampf gegen das Bargeld sein dürfte. Denn die meisten Länder weltweit arbeiten bereits jetzt mit Banknoten-Nominalen, die weit unter 500 Euro und sogar weit unter 200 Euro liegen. Zum Beispiel ist die größte Banknote in Großbritannien der £50-Schein, der etwa 58 Euro wert ist. In den USA ist die höchste Banknote der $100-Schein, der etwa 93 Euro entspricht. Doch es geht noch niedriger: Andere Länder wie Japan und Australien haben weitaus geringere Nominale: In Japan ist es der ¥10.000-Schein (ca. 65 Euro) und in Australien der AUD$100-Schein (ca. 62 Euro).

Auch in vielen anderen Ländern bleiben die höchsten Banknoten-Nominale unter 200 Euro. In Indien ist die größte Banknote der ₹2.000-Schein, der etwa 22 Euro wert ist, und in Brasilien ist es der R$200-Schein, der etwa 38 Euro entspricht. Kanada und Mexiko haben ebenfalls relativ niedrige höchste Banknoten mit CAD$100 (ca. 68 Euro) und MXN$1.000 (ca. 52 Euro). In Südkorea ist die größte Banknote der ₩50.000-Schein, der etwa 35 Euro wert ist. Diese Beispiele verdeutlichen, dass hohe Nominale von über 500 Euro in der Tat selten sind und die meisten Länder mit viel niedrigeren Banknoten im Gegenwert von 100 Euro oder sogar darunter arbeiten.

Die größten Geldscheine

Übersicht der größten Banknoten in verschiedenen Währungen und deren (aktueller) Gegenwert in Euro.

 Land Nennwert Euro
 Dänemark 1.000 Kronen 134,00 €
 USA $100 93,00 €
 Schweden 1.000 Kronen 89,00 €
 Norwegen 1.000 Kronen 88,00 €
 Kanada CAD$100 68,00 €
 Japan ¥10.000 59,00 €
 Australien AUD$100 62,00 €
 Großbritannien £50 58,00 €
 Russland 5.000 Rubel 53,00 €
 Mexiko MXN$1.000 52,00 €
 Brasilien R$200 38,00 €
 Südkorea ₩50.000 35,00 €
 Indien ₹2.000 22,00 €
 China 100 Yuan 13,00 €
 Türkei 200 Lira 6,00 €

Vor der Einführung des Euro sah es noch anders aus in den Geldbörsen der Europäer

Ist der Trend zur Abschaffung großer Banknoten also eine natürliche Entwicklung? Oder ein Trend der Neuzeit?  Blickt man auf die Zeit vor der Einführung des Euro zurück, so entsteht durchaus der Eindruck, dass Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung damals noch nicht existiert haben können – denn vor der Einführung des Euro im Jahr 2002 hatten die Mitgliedsstaaten der Eurozone durchaus Banknoten mit hohen Nominalen:

  • Deutschland: Die größte Banknote der Deutschen Mark (DM) war der 1.000 DM-Schein, der etwa 511 Euro entsprach​.
  • Österreich: Der größte Schein des Österreichischen Schilling war der 5.000-Schilling-Schein, der etwa 363 Euro entsprach​ (IG)​.
  • Italien: Die höchste Banknote der Italienischen Lira war der 500.000-Lira-Schein, der etwa 258 Euro entsprach​ (IG)​.
  • Niederlande: Der größte Gulden-Schein war der 1.000-Gulden-Schein, der etwa 454 Euro entsprach​ (IG)​.
  • Belgien: Die höchste Banknote des Belgischen Franc war der 10.000-Franc-Schein, der etwa 248 Euro wert war​ (IG)​.

Diese Beispiele zeigen, dass die größten Banknoten in den meisten europäischen Ländern vor der Einführung des Euro deutlich über 100 Euro lagen. Diese Vielfalt an Banknoten mit unterschiedlichen Höchstnennwerten spiegelt die verschiedenen wirtschaftlichen Gegebenheiten und monetären Strategien der einzelnen Länder und den damit zusammenhängenden Wohlstand wider, bevor sie sich für eine gemeinsame Währung entschieden.

Hinter den Kulissen wird der „neue“ Euro entwickelt

Geht es also bald auch dem 200-Euro-Schein an den Kragen und steht auch der 100-Euro-Schein auf der Abschussliste? Auf den ersten Blick gibt es keinen Grund zur Sorge. Denn nach der Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Jahr 2016, die Ausgabe des 500-Euro-Scheins einzustellen, gab es keine offiziellen Ankündigungen oder Pläne, auch den 200-Euro-Schein abzuschaffen. Tatsächlich wurde im Jahr 2019 eine neue Serie von 100- und 200-Euro-Scheinen eingeführt, die verbesserte Sicherheitsmerkmale und eine längere Lebensdauer aufweisen, was auf eine fortgesetzte Nutzung dieser Nominale hindeutet​ – zumindest in der Theorie.

Denn hinter den Kulissen laufen bereits die Vorbereitungen für eine dritte Serie, die komplett neugestaltet sein soll und nicht mehr auf die Brücken-Symbolik setzt. Nach der Bestimmung von „Europäische Kultur“ sowie „Flüsse und Vögel” als mögliche Themen werden derzeit die Motive festgelegt, die in einem Designwettbewerb umgesetzt werden sollen. Der EZB-Rat will im Jahr 2026 über die künftigen Designs entscheiden und auch einen Zeitplan festlegen. Bis die neuen Banknoten in Umlauf kommen, werden also noch einige Jahre vergehen – in dieser Zeit kann viel passieren, auch mit den noch kursierenden Euro-Banknoten zu 200 und 100 Euro.

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