Sinnvoll oder nicht?
Diamanten gelten neben Gold als eines der wertvollsten Dinge überhaupt. Diamanten sind die kristalline und klare Sonderform von Kohlenstoff, der in der Erdkruste enormem Druck und hoher Hitze ausgesetzt war. Die Förderung von Diamanten geschieht unter mühevollem menschlichen Einsatz, aus Tiefen bis fünf Kilometer, wo bei Temperaturen um die 50°C die wertvolle Form des Kohlenstoffs geschürft wird. Die größte Diamantmine der Welt ist so groß im Durchmesser, dass sie sogar aus dem All zu sehen ist.
Die geförderten Rohdiamanten werden bei sogenannten „sights“ von Großhändlern und Schleifereien gekauft. Die Hauptumschlagplätze sind Antwerpen, Israel und Mumbai. Der Diamantmarkt ist ein sehr diskreter Markt mit eigenen unveränderbaren Handelsregeln und unter den ehrlichen (- es gibt auch viele schwarze Schafe! -) Händlern durch Vertrauen auf Handschlagqualität geprägt. Dennoch ist der Diamantkauf für Laien immer ein Risiko, wenn es nicht bei einem seriösen Händler geschieht.
Die Förderung von Diamanten zunehmend kontrovers von ethischem und ökologischem Standpunkten her diskutiert. Auf der einen Seite, die Protagonisten des herkömmlichen Systems, die den Standpunkt vertreten, dass nur ein natürlich gewachsener Diamant ein echter Diamant ist und auf eine eindeutige Auszeichnungspflicht. Auf der anderen Seite – unter anderem angeführt von dem Hollywood Star Leonardo di Caprio aus dem Film „Blood Diamonds“ – wird für die (nunmehr auch für den Schmuckgebrauch) industriell herstellbaren „Lab-grown Diamonds“ aus Gründen der ökologischen Nachhaltigkeit, wie auch dem menschlichen Aspekt, da die Diamanten teilweise von Minenarbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen aus dem Gestein geholt werden, geworben.
Trotzdem herrscht auf Diamanten aktuell ein großer Preisdruck. Neben der Produktion aus den Minen wird die Nachfrage aktuell auch durch Rückkäufe von Diamanten der letzten 100 Jahre, und nicht zuletzt auch durch die erfolgreiche Produktion von synthetischen Diamanten, gedeckt.
„4 Cs“ der Diamanten: Carat, Clarity, Color & Cut
Anders als bei Gold und anderen Edelmetallen, dessen Preis sich schlicht aus dem Reingewicht und dem aktuellen Goldpreis errechnen lässt, kommt es beim Preis für Diamanten auf das einzelne Stück und seine Qualität an.
Ausschlaggebend sind die 4Cs:
- Carat (Gewicht),
- Clarity (Reinheit)
- Color (Farbe)
- Cut (Schliff)
Dadurch ist jeder Diamant ein Unikat und – einmal zertifiziert – immer wiedererkennbar.
Carat – Größe und Gewicht eines Diamanten in Karat
Das Gewicht eines Diamanten wird in Karat (fälschlich: kt oder auch ct) angegeben, wobei das metrische Karat genau 0,2 Gramm entspricht. Dabei wird das Karatgewicht normalerweise bis auf die 2. Nachkommastelle angegeben, also auf zwei tausendstel Gramm genau.
Dabei gilt hier auch, dass der Preis nicht linear mit der Größe steigt. Weil größere Steine seltener sind, ist etwa ein Diamant mit einem Karat nicht das Doppelte eines Halbkaräters gleicher Qualität wert, sondern ein Vielfaches dessen. Auch sind zwei kleine Steine, die zusammen zum Beispiel ein Karat ergeben, gemeinsam weniger wert als ein einzelner Einkaräter.
Clarity – Die Reinheit eines Diamanten
Natürliche Diamanten entstehen tief im Inneren der Erde, wo reiner Kohlenstoff über Milliarden von Jahren enormer Hitze und Druck ausgesetzt ist und dadurch kristallisiert. Im Zuge dieses Prozesses entstehen kleinere Einschlüsse (Inklusionen) und Makel an der Oberfläche der Steine. Makellose Diamanten ohne Einschlüsse sind entsprechend seltener und damit deutlich wertvoller als Steine mit Schönheitsfehlern.
Für die Bestimmung ihres Reinheitsgrades werden Diamanten unter einer 10-fach vergrößernden Lupe bewertet, wobei nicht nur die Anzahl und Größe von Einschlüssen und Makeln, ausschlaggebend ist, sondern auch Art, Lage und Farbe der Fehler. Für die Beurteilung der Reinheit gibt es standardisierte Tabellen zur Einordnung, wie etwa die Skala des GIA:
Reinheitsgrad | English | Deutsch | Beschreibung |
FL | Flawless | Lupenrein | Keine Inklusionen oder Makel bei 10-facher Vergrößerung von einem erfahrenem Prüfer zu erkennen |
IF | Internally Flawless | Keine Inklusionen bei 10-facher Vergrößerung von einem erfahrenem Prüfer zu erkennen | |
VVS1 | Very, Very Slightly Included | Sehr, sehr kleine Einschlüsse | Inklusionen bei 10-facher Vergrößerung nur mit Schwierigkeit von erfahrenem Prüfer zu erkennen |
VVS2 | |||
VS1 | Very Slightly Included | Sehr kleine Einschlüsse | Inklusionen gering und bei 10-facher Vergrößerung relativ schwierig bis relativ leicht von erfahrenem Prüfer zu erkennen |
VS2 | |||
SI1 | Slightly Included | Kleine Einschlüsse | Inklusionen bei 10-facher Vergrößerung von erfahrenem Prüfer deutlich, mit bloßem Auge gerade noch zu erkennen |
SI2 | |||
SI3 | |||
I1 / P1 | Included / Piqué | Einschlüsse mit bloßem Auge erkennbar | Inklusionen bei 10-facher Vergrößerungen offensichtlich und mit bloßem Auge leicht zu erkennen |
I2 / P2 | |||
I3 / P3 | |||
P2 | |||
P3 |
Color –Farbe & Tönungen eines Diamanten
Neben dem Gewicht und Reinheit spielt als weiterer Faktor für den Wert eines Diamanten die Farbe eine Rolle. In 98% aller Fälle sind Diamanten durch Stickstoff ins Gelbliche verfärbt. Je stärker diese Tönung ausfällt, desto geringer ist der Preis, der beim Verkauf erzielt werden kann.
Überprüft wird die Tönung im Labor bei bei simuliertem Tageslicht durch den Vergleich mit einem Musterstein. Für die Einteilung von Diamanten in Farbklassen hat sich die Skala des Gemmological Institute of America (GIA) mit einer Einteilung in 23 Farbstufen von D-Z durchgesetzt.
GIA | English | Deutsch |
D | Colorless | Hochfeines Weiß + |
E | Hochfeines Weiß | |
F | Feines Weiß+ | |
G | Near Colorless |
Feines Weiß |
H | Weiß | |
I | Leicht getöntes Weiß | |
J | ||
K | Faint Yellow |
Getöntes Weiß |
L | ||
M | Getönt | |
N | Very Light Yellow |
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O | ||
P | ||
Q | ||
R | ||
S | Light Yellow |
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T | ||
U | ||
V | ||
W | ||
X | ||
Y | ||
Z |
Eine Besonderheit sind jedoch farbige Diamanten. Ist die Tönung eines Diamanten intensiver als die GIA-Farbstufe Z oder hat ein Stein eine andere Farbe gilt er als „Fancy Diamond“ oder Farbdiamant. Hier gilt dann je intensiver die Farbe, desto seltener und damit desto wertvoller.
Als Unterpunkt der Tönung sei außerdem die Fluoreszenz erwähnt. Manche Diamanten haben die Eigenschaft unter UV-Licht bläulich zu leuchten. Diamanten mit hoher Fluoreszenz, also solche die stärker leuchten sind dabei weniger wert, als Diamanten mit niedriger – oder keiner – Fluoreszenz. Bei Farbdiamanten gilt jedoch wieder das umgekehrte Prinzip: Je stärker das bläuliche Schimmern, desto mehr ist der „Fancy Diamond“ wert.
Cut – Der Schliff eins Diamanten
Als weiteres preisbestimmendes Qualitätsmerkmal gilt der Schliff eines Diamanten. Ein Schliff muss gelungene Proportionen aufweisen, symmetrisch sein und spiegelglatt poliert sein. Denn nur ein perfekter Schliff garantiert eine maximale Reflektion des einfallenden Lichts.
Diese Reflexion sorgt dann für das berühmte Funkeln des Edelsteins. Am bekanntesten ist dabei sicherlich der runde Brilliantschliff, der eine sehr gute „Lichtausbeute“ verspricht. Daneben gibt es aber auch zahlreiche andere Cuts, vom Tropfenschliff über den Navett- oder Marquise-Schliff hin zum Smaragd- oder Emerald-Schliff.
Auch hier gibt es wieder standardisierte Tabellen, zum Beispiel die des Gemmological Institute of America, welche fünf Abstufungen kennt:
- Excellent (Exzellent)
- Very Good (Sehr Gut)
- Good (Gut)
- Fair (Ziemlich Gut, Ausreichend)
- Poor (Schlecht)
Das fünfte C – Conflicts
Da illegal geschürfte Rohdiamanten in der Vergangenheit zur Finanzierung von Bürgerkriegen genutzt wurden, wird heute versucht den Handel mit solchen Blutdiamanten und Konfliktdiamanten zu unterbinden. Daher werden Rohdiamanten ohne Herkunftsangabe und Kimberly-Zertifikat von seriösen Händlern mittlerweile weitgehend geächtet. Für geschliffene Diamanten gibt es in der Regel keinen Herkunftsnachweis.
Die problematische Geschichte hinter vielen Steinen führt daher dazu, dass die Produktion künstlicher Diamanten in den letzten Jahren immer stärker anlief. Mit solch nachhaltigen und ethisch unproblematischen Steinen will man neue, jüngere Käufergruppen erschließen.
Synthetische Diamanten
Bereits seit Mitte der 1950er Jahren ist es möglich Diamanten künstlich herzustellen und durch immer bessere Verfahren werden synthetische Diamanten immer besser und vor allem günstiger. Mittlerweile hat auch ein amerikanisches Start-Up ein Verfahren zur Serienreife gebracht, bei dem unter hohem Druck und enormen Temperaturen innerhalb weniger Wochen Diamanten aus echten Diamantensplittern gezüchtet werden können. Diese Diamanten sind dann auch für Experten nicht mehr von echten Diamanten unterscheidbar, weisen sie doch dieselbe geologische Signatur auf, wie der Splitter aus dem sie gezüchtet wurden.
Dass künstliche Diamanten auf dem Vormarsch sind, belegt nicht nur, dass neben „Blood Diamant“ Star Leonardo Di Caprio zahlreiche Unternehmen in deren Erzeugung investieren, sondern auch, dass nun auch der größte Diamantenhändler der Welt, De Beers, in die Produktion künstlicher Edelsteine einsteigt. Wahrscheinlich liegt diesem Schritt auch die Absicht zugrunde, dass der Synthesenmarkt nicht in die unkontrollierbare Illegalität abrutscht sondern auf diese Art und Weise geregelt seinen Weg in den Diamantmarkt findet. Ein synthetisch hergestellter Diamant hat diesselben Eigenschaften wie ein naturgewachsener, kostet aber nur ein Drittel bis ein Viertel vom Preis eines naturgewachsenen Diamanten.
Diamanten als Anlage
Diamanten als Anlage sind sicherlich nur etwas für absolute Kenner und Profis. Denn für Laien und selbst für geübte Juweliere sind echte Steine oft kaum mehr von den heutzutage perfekten Synthesen oder qualitätsverbesserten, behandelten Steinen zu unterscheiden.
Um den Wert richtig einzuschätzen braucht es daher das Gutachten eines Sachverständigen oder ein Zertifikat bzw. einen Grading Report eines internationalen gemmologischen Instituts.
Diamanten eigenen sich dazu auch keinesfalls als kurzfristiges Investment oder als Spekulationsobjekt. Dazu ist der Handel zu schwierig und sind die Kosten bei Kauf und Verkauf zu hoch. Anders als Gold oder Silber, die von der Mehrwertsteuer befreit oder zumindest differenzbesteuert gehandelt werden können, unterliegen Diamanten der Mehrwertsteuer.
Als langfristige Geldanlage können Edelsteine und Diamanten Sinn machen, wenn sie als defensive Beimischung und im Sinne einer Diversifikation das Anlageportfolio vor starken Einbrüchen schützen sollen. Denn ein kompletter Werteinbruch steht hier mit Sicherheit nicht ins Haus.
Wer also in Diamanten investieren möchte, sollte wissen, dass sich Anlagediamanten erst ab einer Größe von 1 bis 2 Karat als reine Wertanlage eignen. Um einen möglichst guten Wiederverkaufswert erzielen zu können sollten auch die Ansprüche an die anderen Cs hochgehalten werden. Anlagesteine sollten lupenrein und möglichst farblos sein, wobei von nachträglich verbesserten Steinen Abstand genommen werden sollte.
Da der Brillantschliff am verbreitetsten ist, stehen hier die Chancen am besten auch wieder einen Abnehmer dafür zu finden. Da anders als bei Gold ein internationaler Referenzpreis für Diamanten fehlt und durch die individuelle Bewertung der einzelnen Stücke auch immer eine gewisse Subjektivität in der Begutachtung durch die Prüfer liegt, ist der Handel mit Diamanten für den normalen Anleger schwierig und nur etwas für Profis mit entsprechenden Fachwissen.
Wo Diamanten kaufen?
Diamanten werden von Juwelieren, spezialisierten Edelsteinhändlern und auch manchen Edelmetallhändlern verkauft.
Sie möchten Diamanten verkaufen?
Gerne stehen für Beratung rund um Edelmetalle und Edelsteine natürlich trotzdem gerne zur Verfügung!