Besonders bei Sammlermünzen spielt die Prägequalität und Zustand einer Münze eine große Rolle. Je besser die Qualität und der Zustand einer Münze, desto wertvoller ist sie für Sammler und Anleger.
Unterschied zwischen Prägequalität und Erhaltungsgrad
Strenggenommen muss zwischen der Prägequalität und dem Erhaltungsgrad einer Münze unterschieden werden, auch wenn diese oftmals in einem Zug genannt werden und oft auch nicht ganz konsistent verwendet werden. Bei der Prägequalität handelt es sich um das Herstellungsverfahren, während der Erhaltungsgrad sich daraus ergibt, welche Abnützungspuren eine Münze aufweist.
Welche Prägequalitäten von Münzen gibt es?
Polierte Platte (PP) / Proof
Die Prägequalität „Polierte Platte“, im Englischen „Proof“, bezeichnet die höchste Prägequalität. Münzen in der Qualität PP werden aus polierten Rohlingen mit polierten Stempeln mehrfach und höherem Druck geprägt. Dadurch erscheint der Münzgrund besonders hochglänzend und glatt. Das Motiv erscheint dagegen matt.
Die Prägung von PP-Münzen erfolgt meist noch von Hand und ist daher recht aufwendig. Münzen im Herstellungsverfahren Polierte Platte haben daher in der Regel geringere Auflagen und werden speziell für Sammler hergestellt.
Spiegelglanz (SP) / Proof like (PL)
Die Prägequalität „Spiegelglanz“, im Englischen „Proof like“ ist ähnlich dem Herstellungsverfahren PP aber, etwas weniger aufwendig. Hierbei werden zwar die Prägestempel poliert, die Rohlinge aber nicht. Auch werden Spiegelglanz-Münzen bereits automatisch geprägt. Der Münzgrund und die Erhebungen des Motivs haben einen spiegelnden Glanz, die Fläche ist aber nicht ganz so glatt wie beim Verfahren der „Polierte Platte“.
Handgehoben (hdg)
Die Münze Österreich führt auch Bezeichnung „Handgehoben“ als Prägequalität ihrer Münzen auf, eine Bezeichnung, die so eigentlich nur in Österreich (und der Slowakei) gängig ist und etwa mit der Prägequalität „Spiegelglanz“ vergleichbar ist. Die Münze wird dabei gleich direkt nach der Prägung einzeln verpackt, weshalb die Bezeichnung „Handgehoben“ mitunter auch als Beschreibung für den Erhaltungsgrad benutzt wird.
„Normalprägung“
Als Normalprägung wird die Herstellungsweise von Umlaufmünzen, also etwa Euro- und Cent-Münzen bezeichnet. Aber auch verschiedene Anlagemünzen werden – etwa von der Münze Österreich – als Normalprägung herausgegeben.
Welche Erhaltungsgrade von Münzen gibt es?
Neben den Herstellungsqualitäten von Münzen sind die Erhaltungsgrade relevant, um den Wert von Sammlermünzen zu bestimmen. Dieser beschreibt, ob eine Münze Kratzer, Beschädigungen andere Gebrauchsspuren aufweist, bzw. in welchem Zustand sich eine Münze befindet.
Die Einstufung von Münzen nach ihrem Erhaltungsgrad folgt dabei einer definierten Skala, wobei die Einordnung teilweise subjektiv ist und sich von Händler zu Händler und Sammler zu Sammler unterscheiden kann.
Deutsch | Abkürzung | International | Abkürzung |
Handgehoben | hdg | – | – |
Stempelglanz | st, stgl. | Brilliant uncirculated | BU |
Unzirkuliert | unz | Uncirculated | Unc |
Prägefrisch | pfr | Mint state | MS |
Fast unzirkuliert | -unz | Almost uncirculated | AU |
Bankfrisch | bfr. | ||
Vorzüglich | vz, vzgl | Extremely fine | XF, EF |
Vorzüglich aus polierter Platte | vz aus PP, PP berührt | Impaired proof | IP |
Sehr schön | ss | Very fine (VF) | VF |
Schön | s | Fine | F |
Sehr gut, sehr gut erhalten | sg, sge | Very good (VG) | VG |
Gut, gut erhalten | g, ge | Good | G |
Mäßig erhalten | – | Fair | FR |
Gering erhalten | ge | Poor, Basal state | PO, BS |
International – vor allem in den USA – haben sich daher sogenannte Third Party Grading Firmen etabliert, die eine neutrale Einschätzung des Erhaltungsgrad von Münzen als Service anbieten („grading“) und diesen Erhaltungsgrad auch durch Slabing zu erhalten und zu garantieren.
Mehr: Warum das Slabing von Sammlermünzen durchaus problematisch ist.
Numismatische Münzen, Sammlermünzen und Bullionmünzen
Die Prägequalität und der Erhaltungsgrad ist in erster Linie für Sammlermünzen relevant, was sowohl numismatische Münzen und als auch moderne Gedenk- und Sonderprägungen umfasst.
Sammlermünzen werden aufgrund ihrer Seltenheit und ihres numismatischen Werts aus ästhetischen, emotionalen oder anderen Gründen gesammelt. Daher nicht der Materialwert ausschlaggebend, sondern primär die Seltenheit und eben auch der Erhaltungsgrad. Klassische Sammlermünzen werden von den Prägestätten in limitierter Auflage und oft auch in verschiedenen Prägequalitäten herausgegeben. Je geringer die Auflage, desto seltener ist eine Münze in bester Qualität.
Bei Bullionmünzen, also reinen Anlagemünzen, wie dem heimischen Goldenen Wiener Philharmoniker, der kanadischen Maple Leaf oder auch den bekannten Krugerrand Goldmünzen zählt vor allem der Materialwert. Der Erhaltungsgrad spielt beim Verkauf dieser Münzen keine oder nur eine untergeordnete Rolle.
Eine Besonderheit sind Anlagemünzen, die mit wechselnden Motiven erscheinen. Die chinesische Panda-Goldmünze etwa, erscheint seit 1982 mit jährlich wechselndem Motiv.
Die eigentlich als Anlagemünze klassifizierte Münze ist dadurch auch bei Münzsammlern gefragt, sodass die Prägequalität und der Zustand der Münze durchaus den Wert beeinflussen. Abhängig vom Jahrgang sind bestimmte Panda-Münzen dann auch sowohl als „Polierte Platte“, wie auch als „Stempelglanz“-Münzen erhältlich.
Entsprechend werden China-Panda-Goldmünzen auch deutlich über dem reinen Materialwert gehandelt.