Weltweit gibt es Gerüchte betreffend eine Abschaffung des Bargeldes. Kritiker meinen, dies würde einer Enteignung entsprechen. Besteht wirklich Grund zur Sorge? Zumindest Bargeldbeschränkungen sind in vielen EU-Staaten schon heute Realität.
Bargeldlos und frei – oder monetäre Sklaverei im Überwachungsstaat?
„Geld ist geprägte Freiheit“ sagte schon im 19. Jahrhundert der berühmte russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski über das Geld.
“Mehr Kontrolle über den Bürger” wollen dagegen die Autoritäten durch ein Bargeldverbot ausüben, kreiden Kritiker an. Zugriff auf das Geld des Volkes zu erhalten sei ja das Ziel aller Regierungen, aber Bargeld drücke Eigenständigkeit und Freiheit aus, und die sei ein wertvolles Gut.
In einer Welt der digitalen Zahlungen dagegen ist jede Transaktion für Banken, Finanzunternehmen und den Staat nachvollziehbar, digitales Geldvermögen wird für alle transparent einsehbar und nicht zuletzt besteht auch – oder sogar besonders – in der digitalen Welt die Gefahr das das virtuelle Geld ganz einfach geraubt wird.
Österreich: Trend zum bargeldlosen Bezahlen beschleunigt
Noch immer gehört Österreich zu den Top Bargeldnationen. Nur jeder zehnte Österreicher wäre einer Studie der ING-Diba von 2019 bereit, vollkommen auf Bargeld zu verzichten. Der ehemalige Nationalbankchef Ewald Nowotny sprach daher vielen aus der Seele, als er sagte: „Bargeld wird weiterhin eine ganz entscheidende Rolle in der Wirtschaft spielen. Wir sind absolut gegen irgendeinen Zwang in der Frage, was ich als Zahlungsmittel verwende.“
Trotzdem stieg zuletzt auch in Österreich der Anteil an bargeldlosen Zahlungen permanent an, auch durch die modernen Möglichkeit des „bequemen“ kontaktlosen Bezahlens per NFC. Auch der steigende Anteil von Online Shopping, wo man um bargeldloses Bezahlen selten herumkommt, sorgt dafür, dass der Anteil bargeldloser Transaktionen zunimmt.
Nicht zuletzt die Corona Pandemie hat viele Bürger dazu gebracht, bei der Bezahlung im Geschäft auf Bargeld zu verzichten und stattdessen mit Karte zu bezahlen. Die WHO hatte zumindest empfohlen während der COVID-19 Krise auf Bargeld zu verzichten und kontaktlos zu bezahlen. In Großbritannien zeigt sich bereits, dass dieser Bargeldverzicht bei vielen Menschen nachhaltig sein dürfte.
Bargeldverbot im Interesse von Regierungen & Finanzindustrie
Ein völliges Bargeldverbot in Europa wäre doch erstaunlich, schließlich Euro-Banknoten das gesetzliche Zahlungsmittel im Euro-Raum, abgesichert durch den EU-Vertrag. Oder etwa doch nicht?
Längst schon gibt es in der EU und im Euro-Europa Einschränkungen in der Verwendung von Bargeld. “Kapitalverkehrskontrolle” nennt man es in “Neusprech”: In Frankreich und Portugal dürfen etwa lediglich 1.000 Euro, in Spanien höchstens 2.500 Euro, in Italien oder Belgien maximal 3.000 Euro in bar – und damit ohne Identitätsprüfung – den Besitzer wechseln. Bargeldbeschränkungen sind also bereits Realität. Und zwar in der Mehrheit der EU-Staaten. Zuletzt im Januar 2021 kamen nun wieder Überlegungen auf, für alle Mitgliedsländer eine Bargeldobergrenze von 10.000 Euro einzuführen.
Ebenso als Bargeldeinschränkungen dienen die Regeln, wieviel Bargeld man bei der Einreise in ein Land mitbringen darf. Vorwand ist die einfachere Registrierung “auffälliger Geldbewegungen” im Kampf gegen Geldwäsche, aber in Wahrheit geht es auch um Kapitalverkehrskontrollen.
In diesem Feldzug gegen „Geldwäsche und Terrorismus“ wurde 2016 natürlich auch der 500 Euro Schein abgeschafft. Zunächst sollten die im Umlauf befindlichen Banknoten zwar ihre Gültigkeit behalten, irgendwann nun aber im Zahlungsverkehr ungültig werden und dann nur mehr – wohl gegen Herkunftsnachweis – bei den Nationalbanken eingetauscht werden können. Ob als nächstes dem 200 Euro Schein die Abschaffung droht steht in den Sternen.
In der bargeldlosen Gesellschaft sind Negativzinsen leichter durchzusetzen
Die Europäische Zentralbank (EZB) verrechnet seit mehr als 10 Jahren Strafzins auf Geld, das die Banken bei der Notenbank lagern, statt es einzusetzen, um Kredite an Unternehmen und Privatpersonen zu vergeben.
Natürlich wollen die Banken diese Negativzinsen an die Kunden durchreichen, aber würden solche Strafzinsen plötzlich im großen Stil an die einfachen Bürger weitergegeben, käme es wohl zu einem Bankrun und dem Versuch der Menschen, ihr Vermögen als Bargeld zu horten.
Geschlossene Banken – wie während der Euro-Krise in Griechenland oder Zypern – sind dann die letzte radikale Maßnahme, die den Regierungen bleibt um das Kapital des Volkes zu kontrollieren.
Dabei sind natürlich Leid und Not aber auch Ausschreitungen, Plünderungen und die daraus resultierenden Freiheitseinschränkungen mehr als nur mögliche Konsequenzen. Die Politik rüstet dagegen bereits seit 2007 auf – die Eurogendfor ist eine hochgerüstete paramilitärische Eingreiftruppe auf EU-Ebene, ausgestattet mit weitreichenden supranationalen Rechten, um “Recht und Ordnung” wieder herzustellen wenn es die nationale Exekutive nicht mehr kann (oder will).
Würde aber kein Bargeld existieren und alles Vermögen digital und damit abrufbar sein, hätten die Bürger kaum eine Handhabe gegen die finanztechnische Willkür von Finanzindustrie und Regierungen. Sogar vor kurzem in den Ruhestand gewechselte Erste Bank Chef Andreas Treichl hält die Sorge ums Bargeld für gerechtfertigt, da Negativzinsen viel leichter durchzusetzen sind, wenn es nur mehr elektronische Guthaben gibt.
Nur wer Bargeld besitzen darf, kann jederzeit auch anonym Gold oder Silber kaufen. Und damit lassen sich die gefürchteten “Negativzinsen” umgehen – beides zum Unmut der Zentralbanken.
Bargeld zu unsicher?
Die ehemalige EU-Justizkommissarin Martine Reicherts argumentierte, dass ein Bargeldverbot die EU “sicherer mache, weil niemand mehr Angst vor Raubüberfällen haben müsse“. Und das im Zeitalter von Hacking und Cyberattacken.
Jedoch – hat das nicht den Anschein, als wolle hier ein Räuber dem anderen die Beute streitig machen? Bei einem Raub kann einem nur das Geld, das man bei sich hat, gestohlen werden.
Beschließt die Politik einen „Kontoeinzug“ bei allen Gläubigern von Banken, ist das ein digitaler Raub der gleich ganze Konten leerräumen kann. Dann bleibt nicht einmal mehr der Notgroschen unterm Kopfpolster!
„Bargeld solle verboten werden, damit Schluss mit Geldwäsche sei“, meinte Reicherts. Zudem erklärte die EU-Justizkommissarin, „dass Drogenhandel, Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung ja erst durch Bargeld möglich seien. Niemand müsse aber um seine Geldwerte fürchten, auch wenn das Bargeld über Nacht verboten werden sollte, denn wer Bares auf der hohe Kante habe, könne es jederzeit zur Bank bringen“ . Samt Nachweis, woher das Geld stammt natürlich.
Geld bereitstellen ist den Banken zu teuer
Neben den staatlichen Akteuren, hat auch die Bankenlobby und Finanzindustrie ein Interesse daran Bargeld abzuschaffen. Banken beklagen, wie teuer das Bereitstellen von Bargeld angeblich sei und verweisen auf Daten wie die “Cost-of-Cash”-Studie des „Research Center for Financial Studies“ in Berlin, wonach die volkswirtschaftlichen Kosten der Bargeldversorgung in die Milliarden gehen.
Hingegen lägen die Kosten für ein kartenbasiertes Zahlungsverkehrssystem “nur” im Millionen-Euro-Bereich. Wer sich auch nur ein wenig mit Digitalisierung auseinandergesetzt hat weiß, dass Daten heutzutage Macht bedeuten.
Alle Zahlungen, die bargeldlos und damit digital, egal ob über Maestro Kartenzahlung, NFC Chip, Kreditkarte, PayPal, ApplePay …. oder einfach nur als Überweisung oder Bankeinzug laufen, irgendjemand im Hintergrund sammelt Daten über uns Bürger. Verknüpft mit anderen Daten werden wir damit immer mehr zum gläsernen Menschen, der so transparent ist, dass Unternehmen und Staat besser über uns Bescheid wissen als jedem von uns lieb sein kann.
Was kommt als nächstes? Goldverbot?
Immer wieder gab es auch in demokratischen Ländern ein Goldverbot, das Privatpersonen den Besitz, Kauf und Verkauf von Gold untersagte. Das Gold sollte dem Staat meist dazu dienen, die eigene Währung mit „echten Werten“ zu sichern und zu stabilisieren.
Schon vor einigen Jahren haben nun die Nationalbanken wieder begonnen, Gold zu kaufen – denn das Edelmetall gilt heute mehr als je zuvor als internationale Reservewährung. Dies ist ein Paradox in sich, denn einerseits will man dem Bürger alles “Materielle” in Sachen Geld wegnehmen, aber die Sicherstellung für das “Geld”, das nur noch virtuell existieren soll, ist – Gold. Und das wiederum hat nur Wert, wenn es materiell existiert.
Gab es noch 2009 das dritte Goldabkommen unter den Zentralbanken des Euro-Raums, wobei vereinbart wurde, maximal 400 Tonnen Gold pro Jahr zu verkaufen, haben die Banken nun ohnehin wieder eher Interesse daran, zu kaufen.
Die Amerikaner versprachen allerdings nie, ihr Gold nicht zu verkaufen, und ihre Bestände bleiben (angeblich) wie sie sind. Russland und China sind derzeit die eifrigsten Goldkäufer, sie fingen aber schon etwa 2010 damit an. Auch die Österreichische Nationalbank hat 2018 zumindest die Hälfte des österreichischen Goldes wieder aus dem Ausland nach Wien zurückgebracht.
Vermögen absichern mit Gold
Was den Goldbesitz betrifft gibt es aktuell keine Verbote oder Beschränkungen, sehr wohl aber was den Goldkauf betrifft. Denn sobald der Wert des Goldes 10.000 Euro überschreitet, ist ein anonymer Goldkauf nicht mehr möglich. Denn dann greift das österreichische Geldwäschegesetz (als Umsetzung der EU-Geldwäsche-Richtlinie).
Goldhändler wie Gold & Co sind gesetzlich dazu verpflichtet die Daten ihrer Kunden aufzunehmen. Diese Daten müssen dann in Folge sieben Jahre aufbewahrt und auf behördliche Anfrage ausgehändigt werden.
Dabei ist die Regelung in Österreich mit einer Anonymitätsgrenze von 10.000 Euro im Gegensatz zu anderen EU Ländern noch moderat. In Deutschland etwa liegt diese Schwelle seit 2020 nur mehr bei 2000 Euro.
Wir raten unseren Kunden 10–20% Ihres Vermögens in Gold anzulegen und damit abzusichern. Früher galt die Faustregel, dass man 5–10% in Gold anlegen sollte. Momentan raten wir Ihnen aber zum Doppelten oder Dreifachen– aber nicht mehr! Kein Gold zu besitzen ist genauso wenig empfehlenswert, wie zu viel Geld in Gold zu investieren.
Ausblick ins Trübe?
Tatsache ist, dass die Vorstellung, bargeldlos leben zu müssen, vielen Menschen Angst macht. “Digitalisierter Geldumlauf” sei nur ein Symptom einer vollkommen “künstlichen” Gesellschaft, meinen viele – und fragen sich zu Recht, was sie eigentlich verbrochen haben, dass sie pauschal “kriminalisiert” und überwacht werden sollen. Warum also die gesamte Bevölkerung “bestrafen”, etwa durch ein Bargeldverbot?
Auch wenn Politiker und Funktionäre immer wieder behaupten, niemand habe die Absicht das Bargeld abzuschaffen oder gar zu verbieten, sollte man wachsam bleiben! Ob ein Bargeldverbot wirklich kommt oder nicht – bleibt abzuwarten.