Erste Versuche einer gemeinsamen Währung
Der Euro ist bei weitem nicht die erste gemeinschaftliche europäische Währung. Bereits im 19.Jahrhundert versuchten mehrere europäische Länder mit der Lateinischen Münzunion (Union monétaire latine) eine gemeinsame europäische Währung zu bilden.
Die Lateinische Münzunion von 1865
Im Jahr 1865 schlossen sich die Länder Frankreich, Schweiz, Belgien und Italien in Paris zur Lateinischen Münzunion zusammen. Sie vereinbarten dabei in ihrer „Convention Monétaire“ sich künftig bezüglich des Feingehalts, des Gewichtes, Größe und Nominalwerte Ihrer Münzen abzustimmen. 1868 trat auch Griechenland offiziell der Münzunion bei.
Das Ziel der Lateinischen Münzunion war es die Währungen der teilnehmenden Staaten so zu standardisieren, dass die miteinander im Verhältnis 1:1 getauscht werden konnten, um so den Handel zwischen den Ländern zu vereinfachen.
Die teilnehmenden Länder prägten daher zwar weiterhin Münzen mit eigenen Währungsbezeichnungen, diese wurden aber in allen anderen Ländern akzeptiert. Die offiziellen Münzen waren daher Französische und Belgische Francs, Italienische Lire, Schweizer Franken sowie Griechische Drachmen.
Neben den offiziellen Staaten der Münzunion übernahmen später auch weitere europäische Staaten die Normen der Münzunion. Auch die Doppelmonarchie Ungarn-Österreich orientierte sich mit den ab 1870 geprägten Gulden-Münzen in allen Parametern an den Goldmünzen der Lateinischen Union. Die 8-Gulden-Münze entsprach 8 Florin bzw. 20 Franken und die 4-Gulden-Münze hatte den Wert von 4 Florin oder 10 Franken und werden von der Münze Österreich bis heute nachgeprägt.
Bimetallismus mit Gold & Silbermünzen
Neben Regeln zur Ausgabe und zur Akzeptanz wurden in den Verträgen der Lateinischen Münzunion vor allem festgelegt, wie die Stückelung der Münzen aussehen sollte, Gold- und Silbergehalt sowie Gewicht bestimmt und das Wertverhältnis der beiden Metalle festgelegt.
Goldmünzen mit den Nennwerten 100, 50, 20, 10 und 5 Francs wurden mit einer Legierung von 900/1000 Gold ausgegeben. Die größte Silbermünze mit 5 Francs hatte einen Feingehalt von 900/1000 Silber, kleinere Silbermünzen mit Nennwerten von 2 Francs, 1 Francs, 0,5 Francs und 0,2 Francs dagegen nur mehr 835/1000 Silber.
Die Gold-Silber-Ratio entsprach so einem Verhältnis von 1 zu 15,5. Damit entsprachen zwei silberne 5-Franc-Stücke (= 45 Gramm Feinsilber) einem goldenen 10-Francs-Stück (= 2,9032 Gramm Feingold).
Goldmünzen der Münzunion
Egal ob Francs, Franken, Lire oder Drachmen – alle Goldmünzen der Lateinischen Münzunion gab es in folgender Stückelung:
Metall |
Nominalwert |
Gewicht (g) |
Durchmesser (mm) |
Feingehalt |
Gold | 100 | 32,258 | 35 | 900/1000 |
50 | 16,129 | 28 | ||
20 | 6,4516 | 21 | ||
10 | 3,2258 | 19 | ||
5 | 1,6129 | 17 |
Silbermünzen der Münzunion
Auch die Silbermünzen der Union Monétaire Latine folgten einer einheitlichen Stückelung, auch wenn sich die Währungsbezeichnung unterschied:
Metall |
Nominalwert |
Gewicht (g) |
Durchmesser (mm) |
Feingehalt |
Silber | 5 | 25 | 37 | 900/1000 |
2 | 10 | 27 | 835/1000 | |
1 | 5 | 23 | ||
0,5 | 2,5 | 18 | ||
0,25 | 1 | 16 |
Papiergeld sorgte für Ende der Währungsunion
Weil Papiergeld bei der Gründung der Münzunion noch eine exotische Besonderheit war, gab es im Vertragswerk keine Regelung für die Ausgabe von Banknoten, die auf die gemeinsamen Währungen lautete.
So begann zunächst Griechenland, das1893 den Staatsbankrott erklärt hatte, bald nur mehr Papiergeld auszugeben (nachdem es zuvor schon Münzen mit minderwertigen Legierungen geprägt hatte). Nachdem zu Beginn des ersten Weltkriegs quasi alle Länder begannen Papiergeld in enormen Mengen auszugeben, wurde der Vertrag 1914 ausgesetzt. Nur mehr die Schweiz hatte sich zuletzt an die gemeinsamen Regeln gehalten. Mit dem 1. Januar 1927 akzeptierten schließlich auch die Eidgenossen als letztes Land der Union die Münzen der anderen Länder nicht mehr als Zahlungsmittel.
Goldmünzen der Lateinischen Münzunion als Anlagemünzen
Die Goldmünzen der Münzunion werden sowohl von Sammlern als auch von Anlegern geschätzt. Denn aufgrund der hohen Auflage und dem standardisierten Feingehalt von 900/1000 Gold eigenen sich vor allem die französischen 20 Goldfrancs mit Marianne oder Napoleon, die Schweizer Helvetia und Vreneli Goldmünzen, aber auch alte italienische Gold-Lira der LMU hervorragend als Anlagemünzen.
Sie werden nah am Goldpreis gehandelt und können bei Edelmetallhändlern und teilweise auch bei Banken gekauft und verkauft werden.