
Gold als Geldanlage
Wer in Gold investiert, denkt meist an Barren oder moderne Anlagemünzen wie den Krügerrand. Doch ein Blick zurück kann sich lohnen. Historische Goldmünzen gelten nicht nur als Sammlerstücke, sondern auch als attraktive Alternative zur klassischen Edelmetallanlage. Sie verbinden materiellen Wert mit kultureller Bedeutung – und bieten Vorteile, die über den reinen Goldpreis hinausgehen.
Dabei ist klar: Die Investition in historische Münzen ist anspruchsvoller als der Kauf von modernen Investmentmünzen oder Barren. Schließlich betritt man das Feld der Numismatik. Doch wer sich mit dem Thema einmal genauer beschäftigt, entdeckt ein Anlagesegment mit Substanz, Geschichte und Schutzpotenzial.

Was historische Münzen besonders macht
Im Gegensatz zu modernen Anlagemünzen, die jährlich in identischer Form neu geprägt werden, ist die Anzahl historischer Münzen naturgemäß begrenzt. Viele Prägungen – etwa aus der Antike oder aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg – existieren teilweise nur noch in kleiner Zahl. Der Seltenheitswert, kombiniert mit einem guten Erhaltungsgrad, kann den Marktpreis einer solchen Münze deutlich über den Materialwert hinaus steigern.
Ein weiterer Vorteil liegt in ihrer relativen Preisstabilität. Während der Goldpreis schwanken kann, orientiert sich der Wert hochwertiger Sammlermünzen zusätzlich an ihrer Nachfrage auf dem Sammlermarkt. Das macht sie besonders interessant für langfristig orientierte Anleger, die eine zusätzliche Stabilitätskomponente in ihrem Portfolio suchen.
Erhaltungsgrade von Münzen
Bei historischen Sammlermünzen spielen auch Erhaltungsgrad und Prägequalität einer Münze eine große Rolle. Je besser die Qualität und der Zustand einer Münze, desto wertvoller ist sie für Sammler und Anleger.
Deutsch | Abkürzung | International | Abkürzung |
Handgehoben | hdg | – | – |
Stempelglanz | st, stgl. | Brilliant uncirculated | BU |
Unzirkuliert | unz | Uncirculated | Unc |
Prägefrisch | pfr | Mint state | MS |
Fast unzirkuliert | -unz | Almost uncirculated | AU |
Bankfrisch | bfr. | ||
Vorzüglich | vz, vzgl | Extremely fine | XF, EF |
Vorzüglich aus polierter Platte | vz aus PP, PP berührt | Impaired proof | IP |
Sehr schön | ss | Very fine (VF) | VF |
Schön | s | Fine | F |
Sehr gut, sehr gut erhalten | sg, sge | Very good (VG) | VG |
Gut, gut erhalten | g, ge | Good | G |
Mäßig erhalten | – | Fair | FR |
Gering erhalten | ge | Poor, Basal state | PO, BS |
Zur Unterscheidung: Die Bezeichnungen “Stempelglanz” (st.), “Spiegelglanz” (spgl.), “Handgehoben” (hdg.) und “Polierte Platte” (PP) stehen für die verschiedenen, qualitativ unterschiedlichen Herstellungsverfahren.
Münzen als Schutz in Krisenzeiten
Ein oft diskutierter Aspekt ist die mögliche Rolle historischer Münzen im Falle staatlicher Eingriffe – etwa eines Goldverbots. Zwar ist ein solches Szenario spekulativ, aber es hat in der Geschichte bereits stattgefunden. In der Vergangenheit waren historische Münzen mit Sammlercharakter teils vom staatlichen Zugriff ausgenommen. Ihre Einordnung außerhalb des klassischen „Anlagegoldes“ könnte sie – zumindest theoretisch – besser schützen als Barren oder moderne Bullion-Münzen.
Auch in praktischer Hinsicht bieten sie Vorteile: Viele historische Münzen haben ein geringes Gewicht und lassen sich bei Bedarf in kleinen Einheiten verkaufen oder tauschen. Sie sind damit flexibler einsetzbar als große Barren – etwa als Notgeld in Krisensituationen.

Worauf es beim Einstieg ankommt
Wer in numismatische Münzen investieren möchte, sollte sich Zeit nehmen. Anders als beim Kauf klassischer Anlagemünzen genügt es hier nicht, den aktuellen Goldkurs zu kennen. Entscheidend sind Erhaltungsgrad, Seltenheit, Prägejahr und Prägestätte. Anfänger beginnen idealerweise mit einem gut dokumentierten Sammelgebiet – etwa den Goldmünzen des deutschen Kaiserreichs. Diese sind in vielen Varianten erhältlich und über Verzeichnisse wie den „Jaeger-Katalog“ exakt klassifizierbar.
Für den Einstieg empfiehlt sich, Fachliteratur zu studieren und sich nicht allein auf Online-Angebote zu verlassen. Auch der direkte Kontakt mit Händlern oder der Besuch einer Münzmesse kann wertvolle Einblicke bringen. Ein seriöser Münzhändler – etwa als Mitglied eines anerkannten Verbands – sollte dabei erste Anlaufstelle sein. Beratung ist in diesem Markt unverzichtbar.
Die Rolle von Auktionen
Wer auf besonders hochwertige Stücke aus ist, kommt an Auktionen nicht vorbei. Hier lassen sich numismatische Seltenheiten mit dokumentierter Provenienz ersteigern. Wichtig ist eine gute Vorbereitung: Kataloge vergleichen, Preise recherchieren, Qualitätseinschätzungen einholen. Für Einsteiger ist es sinnvoll, sich bei der Bewertung möglicher Stücke durch erfahrene Händler oder Sachverständige unterstützen zu lassen.

Kursgoldmünzen: unterschätzte Klassiker
Wer sich nicht in diesen Sammlerbereich traut, kann auf deutlich einfachere Weise geprägte Geschichte erwerben. Denn neben teuren Raritäten existiert eine Gruppe historischer Goldmünzen, die sich auch mit kleinerem Budget erwerben lässt und sogar relativ nahe am Goldkurs erhältlich ist: sogenannte Kursgoldmünzen oder Kurrantmünzen. Dazu gehören etwa:
- der britische Sovereign (1/2 Pfund, 1 Pfund, 2 Pfund, 5 Pfund),
- das Schweizer Vreneli (insb. 20 Franken; 1897 bis 1949)
- die französischen 20-Francs-Stücke (Hahn- oder Marian-Motiv)
- das deutsche 20-Mark-Stück aus Preußen (1888 bis 1913)
- das 100-Kronen-Goldstück aus Österreich (1909 bis 1915)
- das 10-Rubel-Stück “Tscherwonez” (1923 bis 1925; später: 1975 bis 1982)
Interessant sind auch alte Dukaten aus Österreich. Diese werden bis heute als Neuprägungen angeboten. Auch die britischen Sovereign-Goldmünzen gibt es jährlich als moderne Auflage. Da sie schon zu Zeiten von Henry VII. (1491 – 1547) geprägt wurde, gilt sie als die am weitesten verbreitete Goldmünze der Welt.
Kurantmünzen wurden einst als offizielles Zahlungsmittel genutzt, sind heute oft noch in großen Stückzahlen erhältlich und deshalb mit nur geringen Aufschlägen auf den Goldpreis zu bekommen. Wir sprechen hier von einem Aufgeld zwischen fünf und zehn Prozent, mitunter auch darunter. Zum Vergleich: die Kosten für eine moderne Krügerrand-Unze liegen normalerweise rund 4 Prozent über dem aktuellen Goldpreis an der Börse.
Kursgoldmünzen sind weit verbreitet, robust, anerkannt und flexibel einsetzbar. Sie gelten als ideale Mischung aus Anlage- und Sammlermünze – und sind besonders in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ein gefragtes Wertaufbewahrungsmittel.
Was Anleger beachten sollten
Trotz aller Chancen birgt der Markt auch Risiken. Der Wiederverkauf kann schwierig sein, wenn der Käufermarkt fehlt. Zudem tauchen immer wieder Fälschungen auf – vor allem bei beliebten Motiven. Einsteiger sollten daher nie unbesehen kaufen, sondern auf geprüfte Qualität achten. Auch historische Schwankungen im Sammlermarkt – etwa durch plötzliche Münzfunde – können den Preis verändern.
Ein weiteres Risiko ist die rechtliche Einordnung im Falle gesetzlicher Änderungen. Ob bestimmte Münzen bei einem künftigen Goldverbot tatsächlich verschont bleiben, ist unklar – hier gibt es keine Garantien. Umso wichtiger ist es, die persönliche Goldstrategie breit aufzustellen.

Fazit: Geschichte mit Substanz
Historische Goldmünzen sind mehr als nur glänzendes Metall. Sie erzählen Geschichten, transportieren Vergangenheit – und bieten bei guter Auswahl und solider Beratung eine bemerkenswerte Ergänzung zur klassischen Edelmetallanlage. Wer Geduld mitbringt, Fachwissen aufbaut und gezielt diversifiziert, kann von Werterhalt, Sammlerpotenzial und einem gewissen Krisenschutz profitieren.
Für Anleger, die über den Tellerrand der reinen Materialbetrachtung hinausblicken, ist die Investition in das „Gold von gestern“ ein faszinierender Weg zur Sicherung des Vermögens von morgen.